Interview mit Jörg Schmadtke "Freiburg hat mich geprägt"

Köln · Kölns Sportchef Jörg Schmadtke über seine Zeit im Breisgau, die Kölner Gegenwart und das Spiel gegen den SC.

 Gerne erinnert sich Jörg Schmadtke an die zeitweilige Idylle in Freiburg.

Gerne erinnert sich Jörg Schmadtke an die zeitweilige Idylle in Freiburg.

Foto: dpa

Am Sonntag ist der SC Freiburg in Köln zu Gast. Jörg Schmadtke verbindet seine schönsten Fußballjahre mit dem Club von der Dreisam.

Herr Schmadtke, am Sonntag ist der SC Freiburg zu Gast, Anfang März muss der FC zum DFB-Pokalspiel an die Dreisam.
Jörg Schmadtke: Das ist sicher kein Wunschlos, zumal es wieder ein Auswärtsspiel ist.

Eine vierjährige Torwartzeit verbindet Sie mit den Freiburgern. Weshalb wechselten Sie nach dem Düsseldorfer Bundesligaabstieg 1993 zum damaligen Aufsteiger?
Schmadtke: Meine Zeit bei der Fortuna war vorbei, ich musste und wollte mich verändern. Es kam die Anfrage aus Freiburg. Ich hatte sofort ein gutes Gefühl und war gespannt, wie man dort mit der Situation umgeht, plötzlich ein Bundesligist zu sein. Zudem war dort mit Volker Finke ein junger Trainer und eine Mannschaft, die anders Fußball spielte.

Wie sind Sie mit Volker Finke zurechtgekommen?
Schmadtke: Gut - über weite Strecken. Letztlich war Freiburg über drei Jahre die schönste Station meiner Spielerkarriere.

Warum?
Schmadtke: Das Arbeitsklima war ausgesprochen angenehm, wir hatten eine tolle Truppe, und im Verein ging es völlig unaufgeregt zu. Bei den meisten anderen Clubs hieß es damals ab mittwochs: Bitte nicht mehr lachen, wir müssen uns auf das Samstagsspiel vorbereiten. Für mich war das Klima sehr erhellend und prägend.

Unaufgeregt, so kommen Sie heute daher. Waren Sie es damals als Torwart auch schon, oder wurden Sie es in Freiburg?
Schmadtke: Über weite Strecken war ich als Spieler zuweilen sehr angepikst, alles andere als unaufgeregt.

Freiburg wirkte vor allem in diesen ersten Bundesligajahren recht exotisch.
Schmadtke: Man war dort einfach glücklich, in der Bundesliga dabei zu sein. Wir sind ja von den Zuschauern beim Auslaufen selbst nach Niederlagen gefeiert worden. Das war fast schon unangenehm. Es war auch völlig normal, mit der Straßenbahn, dem Fahrrad oder wie ich mit einer Ente (der 2CV von Citroën/Anm. der Red.) zum Training zu kommen. Wir waren fast schon wie eine Art Studentenmannschaft.

War das eine Fußballidylle?
Schmadtke: Zu Beginn bestimmt. Es war alles viel entspannter und anders. Ich suchte nach dem Wechsel natürlich eine Wohnung. Die aber waren knapp und teuer. Da sagte mir ein Makler, es sei kein Problem, ich müsse ihm nur eine Dauerkarte besorgen. Wohl gemerkt: Ich sollte sie nicht bezahlen, sondern nur dafür sorgen, dass er sich eine kaufen konnte. Karten fürs Stadion waren so rar, die waren wie eine Währung.

Vereinspräsident war damals Achim Stocker...
Schmadtke: ...eine prägende Persönlichkeit, ohne den es den SC so nie gegeben hätte.

Sein Nachfolger ist Fritz Keller. Als hochdekorierter Winzer und Besitzer eines Sterne-Restaurants auch eine Persönlichkeit. Kennen Sie seine Weine?
Schmadtke: Ich war schon bei ihm im Schwarzen Adler in Oberbergen. Und glauben Sie mir (lacht), da haben wir nicht nur Wasser getrunken.

Kommen wir in die Gegenwart. Sollte am Sonntag gegen Freiburg, einem Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, gewonnen werden, würde der Vorsprung des FC zehn Punkte betragen.
Schmadtke: Aktuell sind wir mit unseren zwölf Punkten nicht unzufrieden. Wobei es schon interessant ist, dass wir dort gepunktet haben, wo man es vor der Saison nicht unbedingt erwartet hatte. Zudem ist ein Entwicklungsprozess der Mannschaft zu erkennen, sie ist sehr stabil. Nun haben wir eine große Chance, uns gegenüber Freiburg für die nächste Zeit ein Polster zu schaffen. Das ist immer gut, denn so könnten wir uns ohne Hektik und Dauerdruck weiterentwickeln.

Muss angesichts des weiteren Ausfalls von Patrick Helmes noch nachgebessert werden?
Schmadtke: Da müssen wir abwarten, wie sein Heilungsverlauf ist, wie sich die anderen Stürmer entwickeln und wie viele Punkte wir bis zur Winterpause haben. Aber natürlich bereiten wir uns auf mögliche Eventualitäten vor.

Die Verträge von Dominic Maroh und Matthias Lehmann laufen aus. Bei Timo Horn wollen Sie vorzeitig verlängern. Wie ist der Stand der Dinge?
Schmadtke: Wir führen die Gespräche in Ruhe, ohne zeitlichen Druck aufzubauen.

Zur Person

Als Torwart wechselte Jörg Schmadtke 1993 nach acht Jahren bei Fortuna Düsseldorf zum SC Freiburg. In den vier Jahren im Breisgau erlebte er für den Verein historische Momente mit. Dazu gehörte ein 5:1 gegen den FC Bayern, der dritte Platz am Ende der Saison 1994/95 und die damit verbundene erste Europapokal-Teilnahme.

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