SV Meppen gegen 1. FC Köln Flapsiger Spruch holt Toni Schumacher vor DFB-Pokal ein

KÖLN/MEPPEN · Was im ersten Moment etwas verächtlich geklungen haben mag, entpuppte sich im Nachhinein als eine perfekte Werbung. "Ich spiele doch nicht in Meppen! Da gehe ich lieber in die Türkei", hatte Toni Schumacher im Frühjahr 1988 als Torhüter von Schalke 04 auf die Reporterfrage geantwortet, ob er angesichts des sich abzeichnenden Bundesligaabstiegs bei den Königsblauen bleibe.

 Wollte 1988 nicht gegen Meppen spielen: Toni Schumacher.

Wollte 1988 nicht gegen Meppen spielen: Toni Schumacher.

Foto: dpa

Mit seinem Spruch habe er weder den Verein noch die Stadt schmähen wollen, sei vielmehr enttäuscht gewesen, mit Schalke abzusteigen, betont der FC-Vize.

Die spielten daraufhin drei Jahre lang mit dem SV Meppen in der Zweiten Liga, während der Kult-Torhüter zu Fenerbahce Istanbul wechselte. Nun aber, nach 27 Jahren, reist Toni Schumacher zum SV Meppen. "In Meppen muss keiner Angst haben, dass ich jetzt spiele", scherzte der 61-Jährige. Als Vizepräsident des 1. FC Köln begleitet er die Mannschaft am Samstag an die Ems, wo der Bundesligist im DFB-Pokal beim Nord-Regionalligisten SV Meppen antritt.

Er freue sich auf den Besuch, stelle sich aber auch darauf ein, dass man ihm die alte Geschichte noch einmal in irgendeiner Form vorhalten werde.

Das hatten die Meppener bereits unmittelbar nach seinem Ausspruch getan. "Ich wohnte damals in Efferen auf der Krankenhausstraße. Zwei Tage nach meiner Äußerung parkte ein riesiger Lastwagen gegenüber von unserem Haus. Darauf stand: ,Meppen grüßt Toni Schumacher?. Eine Woche lang war der da. Ich fand das eine tolle Aktion. Das zeigte doch, wie kreativ die Meppener sein können", erklärte Schumacher gestern.

Nach dem Aufstieg 1987 hielt sich der SV Meppen elf Jahre lang in der 2. Bundesliga, erreichte als beste Platzierung zwei Mal den sechsten Rang. Meppen wurde ein Synonym für Außenseiter, gleichzeitig machte der Sportverein die 34 000-Seelen-Stadt Deutschlandweit bekannt. Und Toni Schumacher hatte einen gehörigen Anteil daran.

Im Gegensatz zu ihm traten andere Weltstars in Meppen gegen den Ball. Wie zum Beispiel Diego Maradona. Der gab in der heutigen Hänsch-Arena, die damals noch Hindenburgstadion hieß und über eine Laufbahn rund um das Spielfeld verfügte, sein Europa-Debüt im Trikot des FC Barcelona. Während das Stadion an diesem Samstag gegen den 1. FC Köln mit rund 14 000 Zuschauern ausverkauft ist, waren damals 18 000 Besucher zugelassen. Tatsächlich sollen sich am 3. August 1982 um die 22 000 bis ans Spielfeld gedrängt haben.

Über einen Spielevermittler hatten die Meppener zum 70-jährigen Vereinsjubiläum die ruhmreichen Katalanen für 50 000 Mark engagiert. Udo Lattek war zu der Zeit Trainer des Star-Ensembles und hielt Wort, mit allen Größen anzutreten, die es bei einem gnädigen 5:0 gegen den Oberligisten beließen; das 1:0 erzielte übrigens Maradona.

Selbst der verletzte Bernd Schuster war damals mitgekommen und schrieb nach der Partie noch lange geduldig Autogramme. "An jedem Wurststand war ein Barca-Spieler und schrieb sich die Finger wund. Die waren absolut volksnah", erinnerte sich Gerd van Zoest, der damalige Leiter der Fußballabteilung.

Nach dem Zweitligaabstieg gab es noch einmal einen großen Auftritt für die Meppener Fußballer. In der dritten DFB-Pokalrunde trafen sie im Oktober 1999 auf den FC Bayern und unterlagen mit 1:4. Ein Ergebnis, das Kölns Trainer Peter Stöger sofort annehmen würde. Der ließ den Regionalligisten unter anderem beim 3:0-Sieg gegen Goslar beobachten: "In einem Spiel ist natürlich immer alles möglich. Aber normalerweise müssten wir uns da durchsetzen. Bisher haben wir solche Aufgaben ja auch immer gemeistert".

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