Interview mit Toni Schumacher FC-Vizepräsident: Neubau auf solidem Fundament

Köln · Kurzfristig zurück in die Bundesliga und sich mittelfristig dort etablieren - das möchte Toni Schumacher mit dem 1. FC Köln. Joachim Schmidt sprach mit dem Vizepräsidenten im FC-Trainingslager im österreichischen Windischgarsten über die Lage des Zweitligisten.

Herr Schumacher, im Vorjahr wurde ein Umbruch eingeleitet, der jetzt bei den Spielern und im Funktions-Team fortgesetzt wird.
Harald "Toni" Schumacher: Ja, so muss es auch sein. Hinzu kommt, dass wir weitsichtiger schauen und planen wollen. Was mir vorschwebt, ist, gute Leute langfristig an den Verein zu binden. Sicherlich ist der sportliche Erfolg der Gradmesser, aber man darf auch nicht so schnell in Panik verfallen, wenn es mal nicht so läuft. Ich habe von Anfang an gesagt, das wird kein 100-Meter-Sprint, sondern ein Marathon. Da muss man einen langen Atem haben. Da möchte ich hin. Der FC soll wieder der Verein werden, der er mal war.

Das wird dauern.
Schumacher: Ja, dafür benötigt man Geduld . . .

...für die Sie nicht eben bekannt sind.
Schumacher: Das stimmt. Ich bin nicht der Erfinder der Geduld. Aber ich werde ruhiger, versuche mein Leben zu entschleunigen, wie man so sagt.

Wie empfinden Sie die Gesamtentwicklung des Vereins?
Schumacher: Ich merke, dass ich in eine Phase komme, in der ich zufriedener werde. Das hängt in großem Maße damit zusammen, dass es im Club ruhiger zugeht.

[kein Linktext vorhanden]Weil es sich in die aus Ihrer Sicht richtige Richtung entwickelt?
Schumacher: Ja. Wir haben ein solides Fundament gelegt, und nun sind wir dabei, den Neubau aufzurichten.

Dazu gehört dann auch am Saisonende der Aufstieg.
Schumacher: Meine Einstellung dazu ist klar: Als Kind der Bundesliga kann ich mich einfach nicht mit den Anstoßzeiten der Zweiten Liga anfreunden.

Kommen wir zur Trainersuche, die den Verein vor Probleme stellte.
Schumacher: Wir hatten Peter Stöger schon länger im Blick. Er ist ein Juwel als Fußballlehrer und ein fantastischer Mensch. Dass es etwas länger gedauert hat, liegt daran, dass das Selbstvertrauen des 1. FC Köln in den letzten 20 Jahren etwas gelitten hat. Früher waren wir selbstbewusst ohne Ende, traten mit breiter Brust auf. Dafür aber benötigt man Erfolge, die leider Gottes ausblieben. Als wir dann hörten, ein Bundesligist sei an Peter Stöger interessiert, haben wir uns zunächst zurückgehalten. Wir sahen keine Chance. Gott sei Dank hat es ja noch geklappt. Aber vielleicht ist es ja ganz gut, wenn man etwas demütiger wird.

Mit Jörg Schmadtke wurde ein Sportchef geholt, der sich vor allem durch gute Transfergeschäfte einen Namen gemacht hat.
Schumacher: Darauf will ich ihn nicht reduzieren. Wichtig ist, dass er das letzte, aber entscheidende Puzzlestück darstellt, das in der sportlichen Führung fehlte. Alex Wehrle, der großartige Arbeit leistet - wenn ich einen Hut hätte, würde ich ihn vor ihm ziehen -, wird durch Jörg Schmadtke ebenso entlastet wie der Vorstand.

Zu Beginn wiesen Sie darauf hin, wie wichtig die Einheit im Verein ist. Aber ausgerechnet im Vorstand gab es zwischen Ihnen und Präsident Werner Spinner vor einigen Wochen Spannungen. Er zögerte bezüglich einer erneuten Kandidatur.
Schumacher: Mir wurde nachgesagt, bei mir müsse man aufpassen, denn ich sei ein Knall-Bonbon. Das bin ich aber nur noch nach innen. Ich lasse es nicht mehr nach draußen knallen. Aber ich werde meine Meinung sagen, wenn ich gefragt werde, auch wenn ich mit 58 langsam altersweise werde. Es ist wie in einer Ehe: Man kann nicht immer einer Meinung sein, muss sich im Sinne der Sache auch aneinander reiben können, ohne sich gleich scheiden zu lassen. Und weil es bei uns passt, treten wir zur Wiederwahl an - ohne Wenn und Aber.

Was wünschen Sie sich für den 1. FC Köln?
Schumacher: Dass wir wieder eine feste Größe in der Ersten Liga werden. Dafür bringe ich alles ein, was ich habe.

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