Wolfgang Overath in Alfter FC-Legende schweift beim Vortrag zum Ehrenamt gerne ab

ALFTER · Sie tragen ein Hennes-Plüschtier auf der rot-weißen Mütze und den 1. FC Köln im Herzen: In der ersten Reihe des Sportlerheims vom TB Witterschlick nehmen fünf Mitglieder des Stammtischs FC Schüttelfrost aus Alfter Platz, um ihrem Idol, FC-Legende und Fußballweltmeister Wolfgang Overath, nah zu sein.

 Mitglieder des FC-Stammtischs Schüttelfrost empfingen FC-Legende Wolfgang Overath am TB-Heim in Witterschlick.

Mitglieder des FC-Stammtischs Schüttelfrost empfingen FC-Legende Wolfgang Overath am TB-Heim in Witterschlick.

Foto: Roland Kohls

Schüttelfrost hat sich das fußballverrückte Clübchen mit Trikots, Schals und Fahnen getauft, weil es in den vergangenen Jahren mitunter zum Schütteln war, was die launische Fußballdiva aus Köln-Müngersdorf ihren leidensfähigen Fans an Spielkunst servierte.

Eigentlich war Overath nach Witterschlick gekommen, um auf Einladung von Bürgermeister Rolf Schumacher (CDU) und CDU-Landratskandidat Sebastian Schuster über sein soziales Engagement für Obdachlose und andere Benachteiligte zu sprechen. Doch ebenso gerne schweifte der 70-jährige Ex-Profi ab und berichtete über große WM-Momente.

Aufgewachsen als jüngstes von acht Kindern entwickelte der junge Wolfgang schon früh den Ehrgeiz, "immer der Beste sein zu wollen", wie der Siegburger berichtet. "Ab dem 15. eines Monats mussten wir anschreiben lassen." Da schwor sich der kleine Straßenfußballer: "Das darf dir im Leben nie passieren." Das habe sein Leben geprägt.

Overaths Talent und Schnelligkeit bleiben nicht lange unentdeckt. Mit zwölf Jahren läuft er im Londoner Wembley-Stadion auf - beim Schülerländerspiel gegen England. Alles geht ganz schnell: Am 24. August 1963 beim ersten Spiel in der frisch gegründeten Bundesliga erzielt der damals 19-Jährige in Saarbrücken nach 22 Minuten das erste Tor für den 1. FC Köln. Nach vier Spielen im Geißbockdress ruft die Nationalmannschaft. Der FC anno 1963 sei aus heutiger Sicht allenfalls mit dem FC Bayern München heutiger Tage vergleichbar. "Wir spielten in Dior, die anderen in Kartoffelsäcken", so Overath.

Fesselnd ist, wie der 81-malige Nationalspieler schildert, dass Fußball nicht nur etwas mit Talentsegen, sondern auch eine Menge mit dem Kopf zu tun habe. Ausgerechnet wenige Wochen vor der WM 1974 im eigenen Land sieht sich der Mittelfeldstratege außer Form. "Ich habe keinen Ball getroffen", beschreibt er die leidvolle Zeit, die ihn dazu verleitete, seiner Frau Karin mitzuteilen, dass er auf die Teilnahme am Weltturnier in Deutschland zu verzichten gedenke. "Die hat sich gefreut."

Allerdings nur so lange, bis Bundestrainer Helmut Schön bei den Overaths anrief. Als der FC-Profi ihm berichtet, für die WM nicht zur Verfügung zu stehen, fällt die Antwort Schöns kurz, aber verbindlich aus: "Du bist am Samstag da", antwortete der Mann mit der Kappe. In Malente zum Trainingslager macht es klick bei Overath. Nur, weil Schön ihm unmissverständlich klarmacht, nicht auf den Kölner Leitwolf, der 1970 ein überragende WM in Mexiko spielte, verzichten zu wollen.

"Es war alles wie weggeblasen, so ist Fußball." Plötzlich war das Selbstvertrauen eines Mannes wieder da, der wieder Lust hat, vor den Augen der Welt zu glänzen. Mit Erfolg: Das DFB-Team holt den WM-Titel, Overath absolvierte alle Partien. Neben Beckenbauer ist er der einzige Spieler weltweit, der WM-Medaillen für die Plätze eins (1974), zwei (1966) und drei (1970) erhalten hat.

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