Klassischer Fehlstart in der 2. Liga FC-Abwehr benötigt neue Ordnung

AUE · Geradezu ungläubig starrte Trainer Holger Stanislawski auf den Papierbogen. Schwarz auf Weiß dokumentierte das Blatt die Überlegenheit des 1. FC Köln im Zweitligaspiel bei Erzgebirge Aue. 74 Prozent Ballbesitz, 57 Prozent Zweikampfgewinne, 79 Prozent gelungene Pässe. Und dann waren da noch 19 Torschussversuche gegenüber zehn des Gegners.

 Wie ein Häufchen Elend: Die Profis des 1. FC Köln schleichen nach dem 0:2 in Aue vom Platz.

Wie ein Häufchen Elend: Die Profis des 1. FC Köln schleichen nach dem 0:2 in Aue vom Platz.

Foto: ap

Doch Aue hatte sechs dieser zehn Schüsse genau aufs Kölner Tor abgegeben und zwei Mal getroffen. Dagegen gelang den Gästen lediglich bei drei Versuchen die knapp 18 Quadratmeter große Trefferfläche genau anzuvisieren, ohne allerdings Martin Männel im Auer Tor zu überwinden.

"Eigentlich bin ich kein Freund von Statistiken. Aber wenn man diese Zahlen sieht . . .", haderte Stanislawski, um dann die vorgenannten Werte vorzulesen und seine Bewertung hinzuzufügen: "Zwischen den beiden Boxen haben wir guten Fußball gespielt. Allerdings haben wir vorne nichts gemacht und hinten zu viel zugelassen."

Vor allem Letzteres war entscheidend für die zweite Saisonniederlage. Zum Unsicherheitsfaktor avancierte erneut Kevin Pezzoni. Körperlich zu langsam und zu unbeweglich sowie gedanklich zu schwerfällig, bekam er Aues Doppelspitze nicht in den Griff. Egal ob Jakub Sylvestr oder Halil Savran, beide waren zu flink und zu schnell für ihn.

Weil sich die Unbeholfenheit Pezzonis auch auf seinen Partner Dominic Maroh und die Doppelsechs davor übertrug, war schließlich die gesamte zentrale Defensive in Unordnung. Davon erholte sie sich auch nicht mehr, nachdem Kevin Pezzoni aufgrund seiner Foulspiele wegen des drohenden Platzverweises nach 34 Minuten aus dem Spiel genommen worden war.

Für das Heimspiel am Freitag gegen Cottbus stellte Holger Stanislawski eine Umbesetzung der Innenverteidigung in Aussicht, was er allerdings auch vor der Partie in Aue ins Kalkül gezogen hatte. Der eingewechselte Kevin McKenna könne ebenso eine Alternative für den verunsicherten Pezzoni sein wie der zuletzt als Linksverteidiger eingesetzte Kevin Wimmer oder Jonas Hector.

Als Grund dafür, den bereits beim Pokalspiel in Unterhaching verunsicherten und fehlerhaft spielenden Kevin Pezzoni erneut von Beginn eingesetzt zu haben, nannte der Trainer sein Vertrauen in den 23-Jährigen. Er habe geglaubt, der junge Mann könne sich stabilisieren. Er habe gut trainiert und eine nochmalige Chance verdient gehabt.

Auch diesmal brach Stanislawski den Stab weder über dem Abwehrspieler noch über den Offensivkräften, die ihre Einschussmöglichkeiten nicht nutzten. "Ich haue nicht mit der Streitaxt drauf. Die Jungs müssen nur ihre Fehler minimieren und dürfen nicht so sorglos drauflos spielen", legte der Trainer allerdings den Finger in die Wunde. Er besitze vollstes Vertrauen in die Spieler.

Dennoch könnte es sein, dass nach dem Einsparen der fast eine Million Euro Jahresgage für den als Nummer zwei zu Bayer Leverkusen wechselnden Torhüters Michael Rensing noch die von Stanislawski erhoffte Verpflichtung eines Mittelstürmers realisiert wird. Bis zum Freitag ist die Transferliste geöffnet, ein Kauf möglich. "Wir haben die Augen immer offen für den Fall, dass etwas möglich wäre", hatte Kaderplaner Jörg Jakobs in den letzten Wochen immer wieder betont.

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