1. FC Köln gewinnt in Leverkusen Emotionaler Sieg in "Köln-Nord"

LEVERKUSEN · Im Augenblick des Triumphs war der Mann des Tages für einen kurzen Moment mit sich allein. Mit dem Schlusspfiff sank Dominic Maroh auf die Knie und bewegte die zu Fäusten geballten Hände auf und ab. Es war der Ausdruck dafür, mit dem 2:1-Derbysieg in Leverkusen etwas Besonderes erreicht zu haben.

 Riesengroß war der Jubel der Kölner Profis nach dem zweiten Tor von Dominic Maroh.

Riesengroß war der Jubel der Kölner Profis nach dem zweiten Tor von Dominic Maroh.

Foto: dpa

Zum einen war es der 200. Auswärtssieg in der Kölner Bundesligageschichte. Wichtiger aber war, dass im 29. Gastspiel in Leverkusen der erst fünfte FC-Erfolg realisiert wurde.

"Zwar gibt es auch dafür nur drei Punkte. Aber emotional ist ein Sieg in Köln-Nord schon bedeutsam für unsere Fans und die Mannschaft, besonders hinsichtlich des Karnevalsbeginns", betonte Manager Jörg Schmadtke süffisant den speziellen kölschen Aspekt.

Der wird zum anderen für Maroh unvergesslich bleiben. Schließlich erzielte der Innenverteidiger beide Treffer, schnürte somit seinen ersten Doppelpack in der Bundesliga. Damit erlebte der 28-Jährige ausgerechnet nach seiner bislang schwierigsten Phase als Profi sein emotionalstes Spiel.

Nach einem schwerwiegenden Faserriss während der Saisonvorbereitung hatte der einstige Abwehrchef seinen Stammplatz verloren, war nur noch Ersatzkraft. Nach zwei taktikbedingten Einsätzen hatte sich für Maroh schon im letzten Heimspiel der Umschwung angebahnt. Für den schwächelnden Frederik Sörensen eingewechselt, gab er der Abwehr den notwendigen Rückhalt.

Dies unterstrich er in Leverkusen nachdrücklich. Zudem drückte er den Ball nach einem Freistoß von Marcel Risse und einer verunglückten Kopfballabwehr von Kyriakos Papadopoulos zur Führung (17.) ein.

Maroh wandelt Kopfball zum Siegtreffer

Nach dem Ausgleich durch Chicharito (33.) verpasste der Innenverteidiger in der 72. Minute nach einer Risse-Ecke zunächst knapp die neuerliche Führung, um eine Minute später bei gleicher Situation den nächsten Kopfball perfekt zum Siegtreffer zu platzieren.

"Solch einen Tag erleben nur wenige Abwehrspieler. Das wünscht man sich, mindestens einmal in der Karriere erlebt zu haben", meinte Maroh mit leuchtenden Augen.

Während der langen Wochen der Verletzungszeit und danach auf der Ersatzbank sei er nicht ungeduldig geworden, was wohl an der gesammelten Erfahrung liege, meinte der 28-Jährige. "Ich habe gewusst, dass mein Tag kommt. Dass er mit den Toren vergoldet wurde, rückt die Zeit davor etwas in Vergessenheit."

Aus der Sicht von Sportchef Jörg Schmadtke habe der Innenverteidiger mit dem jüngsten Auftritt seine Ansprüche untermauert. Und zwinkernd fügte er hinsichtlich dessen neuer Standardqualität hinzu: "Während seiner langen Verletzungspause konnte er ja lange genug üben."

Großes Lob gab es von Trainer Peter Stöger

Der einstige Abwehrchef habe die Entscheidung, dass der junge Frederik Sörensen zunächst weiter den Vorzug erhielt, klaglos akzeptiert sowie die Kollegen unterstützt. Es sei deshalb schön, dass solch ein Verhalten in dieser Weise belohnt würde.

Belohnt wurde aber auch der Trainer selbst für seine mutige Entscheidung, die Mannschaft mit einer Doppelspitze offensiv auszurichten und gegen den klaren Favoriten mitspielen zu wollen, statt auf Konter zu lauern. Dieses Konzept ging auf, weil die Spieler alles an Einsatz und Leidenschaft investierten. Dabei stand der FC defensiv recht sicher, ließ aber die letzte Konsequenz in der Offensive fehlen. So blieben das finale Zuspiel und der Torabschluss verbesserungswürdig.

Zu lernen hat auch Marcel Risse noch einiges, was einen guten Abwehrspieler ausmacht. "Beim Gegentor habe ich nicht gut ausgesehen", meinte der zum Rechtsverteidiger umgeschulte einstige Außenstürmer.

Was er dagegen mit Herz und Seele verkörpert, ist die kölsche Mentalität. Dennoch sei es auch für ihn einmalig gewesen, wie "gefühlt zehntausend Menschen uns zugejubelt haben, als unser Bus in Leverkusen vorfuhr". Risse: "Spätestens da wusste jeder Kollege, der nicht aus Köln kommt, was es bedeutet, dieses Spiel zu gewinnen".

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