1. FC Köln im Derby Eine besondere Konstellation

KÖLN · Wie fühlt es sich wohl an, wenn man gerade in ein feudales Penthouse eingezogen ist und sich trotzdem unverhofft im Souterrain wiederfindet? Die Frage geht nach Mönchengladbach und dürfte bei den Verantwortlichen rund um den Borussenpark ein heftiges Magengrummeln hervorrufen.

 "In so einem Derby können wir viel gewinnen", meint Kölns Marcel Risse (rechts).

"In so einem Derby können wir viel gewinnen", meint Kölns Marcel Risse (rechts).

Foto: Schmülgen

Miserabel fühlt sich der für seine vergangene Saison gefeierte Champions-League-Teilnehmer, der ausgerechnet zum Derby morgen (15.30 Uhr Rheinenergiestadion) beim rheinischen Erzrivalen 1. FC Köln als Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga vorstellig wird.

Eine außergewöhnliche Konstellation, die an FC-Trainer Peter Stöger und sein Team besondere Herausforderungen in einem ohnehin schon besonderen Spiel stellt. "Sie haben nicht die beste Phase und werden nicht vor Selbstvertrauen strotzen. Sie haben trotzdem viel Qualität", beschreibt Stöger die Ausgangsposition.

Welche Marschroute ist wohl die effektivste gegen einen Gegner, der eigentlich viel mehr kann, sich bislang aber nicht entfesseln konnte? Müssen die Kölner hoch stehend attackieren und dadurch die Verunsicherung der Gladbacher schüren oder lieber abwarten und zuschlagen, wenn die Borussia sich vergeblich an ihren eigenen Problemen abgemüht hat?

Die Wahrheit liegt wie so oft wohl in der Mitte. "Wir wollen unsere Kompaktheit wiederfinden, die in Frankfurt nicht so gut war, und möglicherweise die Verunsicherung des Gegners ausnutzen. Diese Mischung gilt es zu finden", erklärt Peter Stöger. Der Österreicher findet in seiner Bewertung der eigenartigen Ausgangsposition auch einen Hinweis auf die positive Entwicklung seines Teams, das vergangene Saison noch als krasser Außenseiter in die Derbys gegangen war: "Wir treffen im eigenen Stadion auf einen Champions-League-Teilnehmer, und ich kann das für eine offene Partie erklären. Da müssen wir einiges richtig gemacht haben."

Eine Aussage, die unterstreicht, dass die Kölner das heftige 2:6 in Frankfurt durchgearbeitet und in die Kategorie "Ausrutscher" eingeordnet haben: "Wir lassen uns nicht in Unruhe versetzen, weil wir in Frankfurt nicht gut organisiert waren. Wir wissen, dass wir an einem guten Tag, an dem wir viel von dem umsetzen, was wir uns vornehmen, gegen jeden Gegner bestehen", erinnert Stöger an all die Partien, die zum souveränen Klassenerhalt des Aufsteigers geführt haben.

So ungewöhnlich die Konstellation auch wegen des Gladbacher Fanboykotts vor dem Derby also ist, dürfte sie dem FC doch nicht unbekannt vorkommen. Es war der achte Spieltag der vergangenen Saison, als die angeschlagene Borussia aus Dortmund nach Müngersdorf kam und die Kölner die allgemeine Verunsicherung des Champions-League-Teilnehmers beim 2:1 zu nutzen wussten.

Und wie die Aussagen von Stöger sich ähneln: "Gladbach wird dort unten herauskommen, weil die handelnden Personen in der Vergangenheit die richtigen Entscheidungen getroffen haben und es wieder tun werden. Ich hatte den Eindruck, dass die Borussia in der ersten Hälfte in Sevilla kompakter war als zuletzt." Bei den Borussen aus Dortmund hatte er mit der gleichen Einschätzung vor Jahresfrist recht behalten.

Gerne weist der Kölner Trainer auch darauf hin, dass seine Mannschaft dieses Jahr im eigenen Stadion noch unbesiegt ist und das gefälligst auch so bleiben soll. Am besten mit einem Sieg, denn dann könnte sich Stöger eine weitere Kerbe in sein FC-Schwert ritzen: "Seitdem ich hier bin, haben wir schon so viele Serien repariert, warum nicht auch diese?", entgegnet der 49-Jährige der Statistik, die aussagt, dass die Geißböcke zuletzt vor zehn Jahren ein Heimspiel gegen die Gladbacher gewinnen konnten.

Das große Derby-Fieber hat Stöger deswegen aber noch lange nicht gepackt. Das übernimmt mit Marcel Risse ein gebürtiger Kölner für den Wiener: "In so einem Derby können wir sehr viel gewinnen", erklärt der Flügelflitzer die außergewöhnliche Bedeutung des Klassikers.

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