Bisheriger Außenstürmer beim 1. FC Köln Die Umschulung des Marcel Risse zum Außenverteidiger

KÖLN · Auch bei ihrer ersten Trainingseinheit zwei Tage nach dem Derbysieg in Leverkusen schwebten die Profis des 1. FC Köln gestern noch leicht über der Grasnarbe. "So viele Glückwünsche wie am Wochenende habe ich noch nie bekommen", meinte Dominic Maroh. Dem Innenverteidiger waren bei der Rückkehr auf die Innenverteidigerposition beide Treffer zum 2:1-Erfolg gelungen.

 In Zweikämpfen gut geschult, wie hier gegen den Schalker Dennis Aogo, ist Marcel Risse schon länger.

In Zweikämpfen gut geschult, wie hier gegen den Schalker Dennis Aogo, ist Marcel Risse schon länger.

Foto: dpa

Auf noch etwas ungewohntem Terrain bewegte sich dagegen wieder Marcel Risse. Seit Jahren spielt der 25-Jährige auf den offensiven Außenbahnen, meist rechts, ebenso gut aber auch auf der linken Seite. Gegen die Leverkusener setzte ihn Peter Stöger nun zum vierten Mal in dieser Bundesligasaison als Rechtsverteidiger ein.

Angesichts des verletzungsbedingten Ausfalls von Pawel Olkowski schien das eine Notlösung zu sein. Doch weder dies noch eine Übergangslösung soll der Einsatz des gelernten Stürmers im Defensivbereich darstellen. Vielmehr steckt ein auf die Zukunft ausgerichteter Plan dahinter. "Wir sehen Marcel schon länger als eine richtig gute Option zu Pawel als Rechtsverteidiger. Nur deshalb haben wir Miso Brecko zum Saisonbeginn die Freigabe für seinen Wechsel nach Nürnberg gegeben. Wenn man Marcel spielen sieht, fällt es nicht negativ auf, dass er die beiden ersetzt", lobte Peter Stöger gestern. Pawel Olkowski, der auch in der polnischen Nationalelf die Position bekleidet und nach seiner Muskelverletzung womöglich in der nächsten Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann, habe er frühzeitig über die Konkurrenzsituation informiert.

Marcel Risse versucht, sich derweil in die neue Rolle einzufinden. Im Derby machte er seine Sache ordentlich - bis auf einen gravierenden Fehler: Bei einer Hereingabe von Admir Mehmedi ging er dem Ball nicht entgegen, um per Kopf zu klären. So nutzte Torjäger Chicharito sein kurzes Zögern zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

"Das muss ich natürlich auf meine Kappe nehmen. Ich war einfach zu spät dran. Da habe ich als Abwehrspieler noch ein bisschen was zu lernen", meinte Marcel Risse. Aus der Sicht seines Trainers ehre es ihn zunächst, dass er die Schuld auf sich nehme. Es sei aber kein leichtsinniger Fehler gewesen, und der Ball hätte schon vorher an anderer Stelle besser verteidigt werden müssen. So habe der neue Abwehrspieler nun erkennen müssen, dass es ein Unterschied sei, ob man in der vorderen Viererkette verteidige oder in der hinteren, wo eine Fehlentscheidung oft schwerer wiege. Allerdings trug Risse ein gerüttelt Maß dazu bei, dass das Nachbarschaftsduell dennoch von den Kölnern gewonnen wurde. Denn den Führungstreffer bereitete er per Freistoß genauso präzise vor wie per Eckball das Siegtor.

Ebenso wie den ruhenden Ball kann der gelernte Stürmer aus vollem Lauf heraus Flanken schlagen und auch torgefährlich sein. "Aber wenn unsere anderen offensiven Leute ihre Arbeit gut machen, kann Marcel hinten spielen", sieht sein Trainer für ihn durchaus eine Zukunft als Rechtsverteidiger. Denn da komme ihm sein hohes Sprintvermögen noch mehr entgegen.

Zudem ist das Kölner Offensivspiel oft so ausgelegt, dass die Außenverteidiger extrem weit aufrücken. "Da hat sich das moderne Fußballspiel schon enorm verändert. Früher waren die Außenverteidiger doch überhaupt nicht so bedeutsam innerhalb des Spiels", unterstrich Peter Stöger.

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