1.FC Köln in den USA Die USA entdecken Soccer

ORLANDO · Eigentlich gelten die USA als Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Doch wenn es um Soccer geht, wie man den Fußball zur Unterscheidung vom erstrangigen Football nennt, haben sich bislang Grenzen aufgezeigt.

 Der Florida Cup als Türöffner für den Markt USA: Mickey Mouse und die Leverkusener Spieler Lars Bender (Mitte) und Bernd Leno.

Der Florida Cup als Türöffner für den Markt USA: Mickey Mouse und die Leverkusener Spieler Lars Bender (Mitte) und Bernd Leno.

Foto: Schmidt

Weder der Boom um Cosmos New York mit Franz Beckenbauer und Pelé in den späten 70er Jahren noch die WM 1994 in den USA vermochten Fußball neben Football, Baseball, Basketball und Eishockey zu etablieren. Nun aber könnte die Zeit reif sein, glaubt Michael Schade. Zumindest an den US-Schulen boomt die Sportart wie nie zuvor.

"Die WM im Vorjahr hat den US-Markt für den Fußball neu geweckt. Ich glaube, dass er sich entwickeln kann, und wir wollen dabei sein. Es gibt viele neue Interessenten, Unternehmen, die über den Fußball in Europa einsteigen wollen. Und schließlich besitzen die USA eine große Bedeutung für unser Mutterhaus Bayer und unseren Sponsor LG," sagte der Geschäftsführer von Bayer Leverkusen am Rande des Florida Cups. Er glaubt, dass Amerika gemerkt habe, dass man der einzige weiße Fleck auf der Fußball-Weltkarte sei. Den gelte es zu tilgen.

Das aktuelle Turnier könnte vor dem Hintergrund des letztjährigen WM-Gewinns unter der aktuellen Sonderstellung von Bayern München und in Verbindung mit anderen Aktivitäten zu einem Türöffner für die Bundesliga in den USA werden. Bewusst wurden vom Turnierveranstalter mit Bayer 04 und dem 1. FC Köln sowie Corinthians und Fluminense zwei deutsche und zwei brasilianische Mannschaften eingeladen. Da der Amerikaner immer das Beste vom Besten bekommen möchte, kündigten die Werbespots an, die Weltspitze des Fußballs komme nach Orlando: Der amtierende Weltmeister gegen den Rekord-Weltmeister.

Für Bayer 04 bedeutet dies in mehrfacher Hinsicht einen Gewinn: Finanziell verdient man am Trainingslager, macht die Bundesliga bekannter, wirbt in eigener Sache und besitzt ideale Trainingsbedingungen. "Natürlich werden wir uns zum Abschluss mit der sportlichen Leitung zusammensetzen und schauen, wie die den Aufenthalt einstuft. Ich würde nie eine Reise oder ein Trainingslager gegen sportliche Interessen unternehmen. Ich habe aber den Eindruck, dass man zufrieden ist. In diesem Fall würde ich gerne wiederkommen, wenn wir noch einmal eingeladen würden", war Michael Schade angetan von der USA-Reise.

Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass man ein Verein sei, der Internationalisierung in den Genen trage, weil man zu einem weltweit aufgestellten Konzern gehöre. In diesem Zusammenhang habe man auch Imagewerbung für das Unternehmen zu leisten, "Mutter Bayer" zu repräsentieren. Zwar habe man schon früher in diese Richtung gearbeitet, doch wolle man den Bayer-04-Fußball in bestimmten Märkten nun noch bekannter machen. Dazu gehöre der US-Bereich. Gleichzeitig könne man für die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Ware Bundesliga populärer machen.

Das kann sich finanziell noch weit stärker auszahlen als durch dieses kostenfreie Trainingslager. So zahlt der amerikanische Sender Fox Millionen für die Bundesligarechte in den nächsten Jahren. Auch dadurch steigen die Einnahmen der DFL durch die Auslandsvermarktung von 72 Millionen Euro auf über 150 Millionen Euro.

Daneben sei es denkbar, dass große US-Unternehmen Bundesligisten als Transporteure ihrer Werbekampagnen suchen. "Auch wenn bislang bei der Vermarktung noch nicht so auf Soccer gesetzt wurde, kann ich mir durchaus vorstellen, dass in absehbarer Zeit eine bekannte Firma auf dem Trikot eines Bundesligisten wirbt", meinte Michael Schade.

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