Sieg der Kölner in Stuttgart Die FC-Abwehr war nicht zu knacken

STUTTGART · Der 1. FC Köln ist nach dem 2:0-Sieg in Stuttgart der einzige Bundesligist ohne Gegentor. Beeindruckende 110 Stundenkilometer wurden für den Schuss gemessen, mit dem Anthony Ujah den Ball zum 2:0-Endstand beim VfB Stuttgart ins Tor drosch.

Mit vergleichbarer Wucht hat sich der 1. FC Köln in der Fußball-Bundesliga zurückgemeldet. Nach zwei Spieltagen als einzige Mannschaft ohne Gegentor auf Platz vier - damit hatten selbst kühne Optimisten kaum gerechnet.

Das Erfolgsrezept des ersten Auswärtssieges nach dem Wiederaufstieg fußt auf der akribischen Arbeit des Betreuerstabs. Zu fünft hatte man sich eine Woche zuvor den VfB Stuttgart in Mönchengladbach angesehen. Und daraus den richtigen Plan für das eigene Spiel bei den Schwaben entwickelt.

Was daraus wurde, waren "perfekte 90 Minuten, weil genau das eintrat, was der Trainer uns aufgezeigt hatte", frohlockte Dominic Maroh nach dem 2:0-Sieg. Peter Stöger mochte das Lob nicht allein für sich in Anspruch nehmen. Er sprach lieber von der Idee des ganzen Trainerteams und bezeichnete es als wunderbare Geschichte: "Wir reden über die Theorie, und die Jungs haben es umgesetzt."

Wie schon beim torlosen Remis gegen den HSV bildete die Defensivarbeit die Basis des Kölner Erfolgs. Weil zudem Yuya Osako (22.) und Tony Ujah (33.) zwei der sechs Chancen nutzten, siegten die Gäste und blieben zum zehnten Mal in Folge seit 1997 in Stuttgart unbesiegt. "Wir sind eben schwierig zu knacken", stellte FC-Manager Jörg Schmadtke nüchtern fest.

Dabei sprach die Spielstatistik eindeutig gegen die Kölner. Sie besaßen weniger Torschüsse (10 zu 14), weniger Ballbesitz (34 zu 66 Prozent), weniger Pässe (277 zu 684), die schwächere Pass- (73 zu 87 Prozent) und Zweikampfquote (44 zu 56 Prozent). Doch diese Werte wurden Schall und Rauch, weil die FC-Mannschaft extrem gut die letzte Zone vor dem eigenen Tor verteidigte.

"Wir haben dem VfB nur wenige Chancen erlaubt. Uns läuft kein Gegenspieler weg, uns dribbelt keiner schwindelig, und es steht keiner blank vor unserem Torhüter", zählte Abwehrchef Dominic Maroh auf. Sein Trainer fasste es knapper zusammen: "Wir sind kompakt."

Für die Erklärung, warum das so war, benötigte Peter Stöger doch mehr Worte. Hinter allem stehe viel persönliche Laufarbeit, konsequenter Einsatz und gegenseitige Unterstützung. Reduziert auf einen einzelnen Begriff hätte er auch von Teamwork oder Mannschaftsgeist sprechen können.

Davon und "von den Fehlern der Stuttgarter", so Timo Horn, profitierten auch die Torschützen. Bei einer Flanke von Miso Brecko irritierte der hochspringende Daniel Halfar Stuttgarts Daniel Schwaab sowie Torhüter Sven Ulreich, dessen zu kurze Faustabwehr Yuya Osako zu seinem ersten Bundesligator nutzte.

"Man muss kämpfen, um etwas zu erreichen. Das habe ich im Training getan, nachdem es bei mir gegen Hamburg nicht so gut lief", sagte der Japaner. Dennoch hatte Peter Stöger an ihm festgehalten, auch wenn er zwischenzeitlich signalisiert hatte, Osako nicht in der Startelf aufzubieten. "Ich wollte dem Kollegen Veh nicht alles verraten", meinte der Wiener - und lächelte listig.

Mehr noch als vom feinen Flankenball von Jonas Hector profitierte Ujah bei seinem Treffer vom Fehler von Innenverteidiger Antonio Rüdiger. Der war tags zuvor vom auf der Tribüne zuschauenden Bundestrainer Joachim Löw in den Länderspielkader berufen worden, sprang aber beim Kopfballduell unter dem Ball durch.

Der Kölner schaltete schneller - und hämmerte das Spielgerät mit besagten 110 km/h ins Tor. Es war sein dritter Bundesligatreffer, nachdem er vor drei Jahren für Mainz zwei Mal getroffen hatte - gegen den VfB Stuttgart.

Weitere Möglichkeiten bei Kontern wurden nicht genutzt, weil die letzte Konsequenz fehlte. "Immerhin sind wir in die Torabschlüsse gekommen", meinte Peter Stöger, der in den nächsten zehn Tagen auf acht Spieler des samstäglichen Kaders wegen Länderspielabstellungen verzichten muss.

Aus der Sicht von Dominic Maroh stellt dies jedoch kein Problem dar: "Der Erfolg tut der Stimmung gut, auch wenn es jetzt eine kleine Trainingsgruppe ist. Es ist ungemein wichtig, wenn bei der täglichen Arbeit gelacht wird. Das ist perfekt."

FC Köln gastiert in Siegburg

Die Fußball-Fans im Rhein-Sieg-Kreis dürfen sich freuen: Die Profimannschaft des 1. FC Köln bestreitet am Donnerstag, 4. September, um 18 Uhr im Siegburger Walter-Mundorf-Stadion ein Freundschaftsspiel gegen den Bezirksligisten Siegburger SV.

Anlass ist ein doppeltes Jubiläum: das 110-jährige Bestehen des Vereins sowie der 950. Geburtstag der Stadt Siegburg.

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