Interview mit dem Kölner Neuzugang Philipp Hosiner "Die Bundesliga war mein Kindheitstraum"

Kitzbühel · Ein schwieriges Jahr liegt hinter Philipp Hosiner. Doch inzwischen ist der Neuzugang des 1. FC Köln voller Vorfreude auf eine Spielzeit, die er sich immer erhofft hatte. Joachim Schmidt sprach zwischen zwei Trainingseinheiten im Trainingslager in Kitzbühel mit dem österreichischen Nationalstürmer.

 Was lange währt . . . Philipp Hosiner ist endlich in der Bundesliga angekommen.

Was lange währt . . . Philipp Hosiner ist endlich in der Bundesliga angekommen.

Foto: dpa

Im Januar sollten Sie bereits zum 1. FC Köln kommen. Bei der Untersuchung wurde ein Tumor in einer Niere diagnostiziert. Er wurde erfolgreich entfernt, das Thema bleibt.
Philipp Hosiner: Das stimmt, wobei die Fragen dazu immer weiter in den Hintergrund rücken. Die Sache ist abgeschlossen. Es geht jetzt mehr um das Sportliche. Das ist schon angenehmer.

Wie fit fühlen Sie sich nach der überstandenen Krankheit?
Hosiner: Ich gebe hier im Trainingslager immer hundert Prozent, aber das kann noch nicht die gleiche Leistung sein wie bei den Kollegen, die die vergangene Saison voll bestritten haben. Konditionell ist noch ein Unterschied vorhanden. Wäre das nicht der Fall, könnte man ja leicht Profifußballer werden. Durch die OP lag ich ja drei, vier Wochen lang nur im Bett und viel Spielpraxis hatte ich in Rennes auch nicht. Mein Ziel ist es, vor dem Pokalspiel auf dem Niveau der anderen zu sein.

Ihre Torgefährlichkeit haben Sie mit drei Treffern beim 3:2-Sieg in Osnabrück angedeutet.
Hosiner: Da hat man gesehen, dass ich das Toreschießen nicht verlernt habe. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben.

Sie sagten, Sie würden die Welt inzwischen anders sehen. In welcher Weise?
Hosiner: Wenn man als Profisportler nie durch Verletzungen oder Krankheiten ausgefallen ist, hat man immer das Sportliche im Vordergrund. Ich war stets ehrgeizig, bin es auch jetzt noch, aber eben anders. Heute bin ich froh, überhaupt wieder professionell Fußball spielen zu können. Ich glaube, dass ich im Falle eines persönlichen Misserfolgs nicht mehr so lange angefressen bin wie früher. Denn jetzt weiß ich, dass es viel, viel Wichtigeres im Leben gibt als Fußball.

In welcher Weise ist mit dem Wechsel nach Köln für Sie ein Traum in Erfüllung gegangen?
Hosiner: Als erstes natürlich der von der deutschen Bundesliga. Seit ich als Kind das Kicken angefangen habe, war das mein Ziel. Jetzt, im dritten Anlauf, wird der Traum endlich wahr.

Es ist vor zwei Jahren schon einmal gescheitert...
Hosiner: Vor zwei Jahren lag mir schon ein unterschriftsreifer Vertrag von Hoffenheim vor. Aber dann hat Austria Wien zu viel Ablöse gefordert (angeblich fünf Millionen Euro/Anm. der Red.). Und im Januar, als mich der FC erstmals haben wollte, kam die Tumor-Diagnose.

Sie sagten, Sie stünden in der Schuld von Peter Stöger. Warum?
Hosiner: Er und die sportliche Leitung des Vereins gaben mir nach der schweren Krankheit noch einmal die Chance. Das ist nicht selbstverständlich. Es gab außer vom FC auch noch andere Anfragen. Dort war jedoch nicht der Rückhalt zu spüren wie bei Köln, wo man zu hundert Prozent hinter mir stand. Deshalb bin ich Peter Stöger dankbar. Denn ich weiß auch: Hätte ich nicht zum FC kommen können, wäre es für mich wohl sehr schwierig geworden, auf dem Level, auf dem ich mich sehe, spielen zu können. Den großen Vertrauensbeweis will ich mit guten Leistungen zurückzahlen.

In Ihrer Karriere ging es auf und ab.
Hosiner: Das stimmt. In der A-Jugend bin ich mit 1860 München deutscher Pokalsieger geworden. Danach, in der Dritten Liga beim SV Sandhausen, hatte ich Regis Dorn vor mir. Der wurde Torschützenkönig, und ich musste oft in der Reserve in der Landesliga spielen. Ich ging zurück nach Österreich, wo die Vienna für mich zum Rettungsanker wurde, weil ich dort, in der zweiten Liga, wieder erfolgreich war. Es folgte der Wechsel zu Admira in die Erste Liga, die Berufung ins Nationalteam und schließlich bin ich zur Austria gekommen, wurde Meister und Torschützenkönig.

Bei Stade Rennes ging es in der letzten Saison wieder abwärts.
Hosiner: Da war Ola Toivonen als Stürmer gesetzt. Ich hätte im Training 500 Tore schießen können und wäre ihm dennoch nicht vorgezogen worden.

Beim FC ist die Konkurrenz mit fünf klassischen Stürmern ebenfalls enorm hoch.
Hosiner: Das stimmt. Der Unterschied ist, dass hier der Trainer die Trainingseindrücke berücksichtigt. Er weiß, wo meine Stärken liegen. Deshalb werde ich meine Chance bekommen, wenn ich auf dem Trainingsplatz gute Leistungen zeige.

Wie empfinden Sie die Stimmung beim FC?
Hosiner: Die ist großartig. Man spürt förmlich, wie die Menschen in der ganzen Stadt für diesen Verein leben. Mancher träumt angeblich jetzt schon von der Europa League.

Zur Person

Philipp Hosiner (26) stammt aus Eisenstadt im Burgenland. 1860 München verpflichtete ihn als 17-Jährigen. In der österreichischen Bundesliga erzielte er in 99 Spielen für Admira Wacker Mödling und Austria Wien 56 Treffer. In der Nationalmannschaft kam der 1,78 Meter große Strafraumstürmer bislang fünf Mal (zwei Tore) zum Einsatz.

Der 1. FC Köln hat ihn bis zum Saisonende von Stade Rennes ausgeliehen und besitzt eine Kaufoption.

FC-Splitter aus dem Trainingslager in Kitzbühel

  • Eine Schussverletzung an der Hand soll der vom 1. FC Köln umworbene Felipe Santana mitgebracht haben, als er zur sportmedizinischen Untersuchung beim 1. FC Köln war. Nach Vereinsangaben wurde damals ein Muskelfaserriss festgestellt, weshalb man den Innenverteidiger nicht verpflichtete. Nach Informationen der Bild-Zeitung soll Santana beim Heimaturlaub in Brasilien durch einen Schuss der kleine Finger der rechten Hand - der beim Besuch in Köln verbunden war - zertrümmert worden sein. Auf Schalker Seite war hingegen von einem Unfall mit einer Hantel die Rede.
  • Den Mannschaftsrat lässt Peter Stöger im Verlauf der Woche wählen. Miso Brecko hatte er bereits als Kapitän bestätigt. In der Vorsaison habe es für das Gremium keine internen Probleme zu lösen gegeben. "Ich glaube, das Wichtigste war, die Prämie für den Pokal auszuhandeln", sagte der Trainer schelmisch.
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