Kommentar Der Rivale als Vorbild

Es klingt bizarr: Zwischen diese beiden Vereine passte früher einmal kein Blatt. Die Distanzlosigkeit zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach beruhte 1978 allerdings weniger auf der zwischenmenschlichen Komponente.

Der rheinische "Klammerblues" war alleine der Situation in der Tabelle geschuldet. Blattdünn, genauer gesagt: mit drei Toren Vorsprung wurde der "Effzeh" Meister. Damals waren sie große Tiere - die Geißböcke und die Fohlen.

Heute ist das anders. Selbst wenn die Kölschen wieder in einer Liga spielen mit der 2008 aufgestiegenen Borussia - inzwischen passt eine ganze Enzyklopädie zwischen diese beiden Clubs. 3:0, 3:0, 5:1, 4:0: Alleine die Resultate der bislang letzten vier Bundesliga-Derbys sind Ausdruck eines längeren, anfangs zähen Prozesses, der den Gladbachern den steten Aufenthalt im Hochland der Tabelle ermöglicht und sie von mehr träumen lässt als der wenig beachteten Europa League. Durchblick, Weitsicht, Zurückhaltung - Attribute des VfL, die selbst dem eingefleischten FC-Fan nicht verborgen geblieben sein dürften. Sportdirektor Eberl und Trainer Favre machen einen beachtlichen Job.

Die Konstellation auf Seiten des FC ist nicht unähnlich: Ohne in die für den Club typische Hybris zu verfallen, haben Manager Schmadtke und Trainer Stöger ein Team geformt, das in der Beletage mithalten kann. Mehr (noch) nicht.

Das sportliche Motto kann derzeit nur lauten: Die Null muss stehen. Anders in Gladbach: Vor allem die Offensive mit Raffael, Kruse und Hahn kann im Konzert der Großen den Ausschlag geben. Wollen die Kölner auch weiterhin dort mitmischen, sollten sie eines tun: den Rivalen als Vorbild betrachten.

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