1. FC Köln Auf der Suche nach defensiver Stabilität

KÖLN · Zurück zu den Wurzeln, so lautet das Motto für die Profis des 1. FC Köln hinsichtlich des Derbys am Samstag (15.30 Uhr) in der Fußball-Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach. Das bedeutet, dass die bereits in der gegnerischen Hälfte beginnende Defensivarbeit wieder möglichst fehlerfrei absolviert wird, wie man das von der Mannschaft gewohnt war.

 Gesprächsbedarf gab es für FC-Coach Peter Stöger nicht nur im Falle Matthias Lehmanns.

Gesprächsbedarf gab es für FC-Coach Peter Stöger nicht nur im Falle Matthias Lehmanns.

Foto: dpa

"Wenn man zwei Mal mit dem Ball durch unsere Mitte läuft und trifft, hat das mit fehlender Abstimmung zu tun. Daran werden wir in dieser Woche arbeiten - und hoffen, dass es hilft", sprach Peter Stöger nochmals das katastrophale Abwehrverhalten vom 2:6 in Frankfurt an.

Gegen die Eintracht hatte die Mannschaft vor allem in der ersten Halbzeit ihre Kompaktheit völlig vermissen lassen. Den für die Organisation zuständigen defensiven Mittelfeldspielern Matthias Lehmann und Kevin Vogt war das Geschehen komplett entglitten. Das Ergebnis waren vier Gegentreffer bis zur Pause.

Beim Versuch, nach dem schnellen Rückstand nach nur 190 Sekunden wieder Zugriff auf die Partie zu finden, war alles schiefgegangen.

Dabei gibt Trainer Peter Stöger seinen Spielern nicht vor, welche der von ihnen im Training einstudierten und in vielen Spielen erfolgreich praktizierten taktischen Mittel sie anwenden sollen, um wieder die spielbestimmende Mannschaft zu werden. "Die Spieler sollen selber entscheiden, ob es sinnvoller ist, den Ball zu halten, Sicherheit zu bekommen, Druck aus dem Spiel zu nehmen oder auf Umschalten zu spielen", erklärte er die basisdemokratische Entscheidungsfreiheit. Sie funktionierte in Frankfurt nicht, weil sich die FC-Profis uneins waren, wie man vorzugehen hatte.

Dabei ist die Vorgabe des Wieners klar: "Wir wollen zunächst kompakt stehen. Punktuell spielen wir Pressing, wollen mal höher verteidigen, mal den Rhythmus des Gegners brechen, ihn auf eine Seite lenken." In Frankfurt aber stürzten sich die Kölner unkontrolliert in die Offensive und wurden klassisch ausgekontert.

So benötigten die Gastgeber acht Sekunden vom Ballbesitz bis zum 2:0-Treffer, sogar noch etwas weniger Zeit verging bei den Toren zum 4:1 und 5:1. Solch schnelles Umschaltspiel zeigten auch die FC-Profis schon. Im Gegensatz zu anderen Trainern, die mit der Uhr das Konterspiel überwachen, gibt Peter Stöger nicht vor, wie schnell ein Gegenangriff abgeschlossen sein soll.

"Ich halte nichts davon, in vier Sekunden zum Abschluss zu kommen. Für mich geht es nicht allein um Schnelligkeit beim Umschaltspiel, sondern darum, die richtige Entscheidung zu treffen. Manchmal ist das ein schneller Vorstoß, ein anderes Mal kann es darum gehen, Ruhe ins eigene Spiel zu bringen. Wenn es schnell geht, haben wir Möglichkeiten einstudiert, dies mit Diagonalpässen, durch die Mitte oder hinter die Abwehrkette spielend zu tun", zählte Peter Stöger auf. Auch dabei liegt die Entscheidungsfreiheit bei seinen Spielern.

Nur eine Spielform gehört nicht zu der Vorstellung von Fußball, die der Wiener pflegt: bedingungsloses Pressing. Stöger: "Das heißt nicht, dass das nicht attraktiv oder zielführend ist. Zudem ist es für den Gegner nicht einfach zu bespielen. Aber es ist eben nicht mein Zugang zum Fußball." Die interessanteste Form des Spiels ist für ihn eine Mischung aus allen Möglichkeiten: Ballbesitz, Umschaltspiel, Pressing - und alles mit Schnelligkeit.

"Das wäre der Idealzustand. Meine Hoffnung ist, das mit einer Mannschaft irgendwann zu erreichen. Aber es ist schwierig", ist sich der Coach bewusst. Gegen die mit dem Rücken zur Wand stehende Borussia soll zunächst nichts Schwieriges versucht werden, sondern die Spielkontrolle im Vordergrund stehen. Das kann schon schwierig genug sein.

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