Kritik an Ausbildung in den Vereinen 1. FC Köln nimmt die Kritik vom Bundestrainer entspannt auf

KÖLN · Das kennt man von Peter Stöger so gar nicht. Wenn sich der Trainer des 1. FC Köln nach den Übungseinheiten am Geißbockheim den Fragen der Medien stellt, endet dieses Kapitel der täglichen Arbeit ausnahmslos mit der höflichen Erkundigung des Österreichers, ob es noch weitere Fragen gibt.

 Auch der Kölner Jonas Hector ist keiner, der mit Tempo bis zur Torauslinie vorstößt. FOTO: DPA

Auch der Kölner Jonas Hector ist keiner, der mit Tempo bis zur Torauslinie vorstößt. FOTO: DPA

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Am Montag aber zum Auftakt der Trainingswoche vor dem Bundesliga-Heimspiel am Sonntag (15.30 Uhr, Rheinenergiestadion) gegen Hannover 96, flüchtete Stöger, bevor weitere Fragen gestellt werden konnten.

Eine Flucht, die nichts damit zu tun hatte, dass es keine Antworten mehr gab, sondern den Zweck des Selbstschutzes erfüllte. In Stögers Kessel kochte das Wasser und drohte die Pfeife in Gang zu setzen. Es war dem 49-Jährigen anzusehen, dass er noch mehr hätte sagen können, zu dem, was Bundestrainer Joachim Löw nach dem 2:1-Zittersieg in der der EM-Qualifikation gegen die Fußballmacht Georgien über die Leistung seines Spielers Jonas Hector zum Besten gegeben hatte.

"Wir spielen ein bisschen zu stark durch die Mitte. Wir haben Außenverteidiger, die hoch stehen, in ihren Vereinen aber defensiv geschult sind. Jonas Hector macht das gut, spielt in Köln aber eher in einer defensiven Grundordnung und ist so ein bisschen auf Konter ausgerichtet", hatte Löw am Sonntag gesagt und wurde noch deutlicher: "Uns fehlt die Variante, dass wir auf außen entscheidend mit Tempo durchbrechen von diesen Positionen her. Wir brechen eher ab und spielen dann in die Mitte. Da kann ich den Spielern aber keinen großen Vorwurf machen, weil sie es aus ihren Vereinen oder von ihrer Ausbildung her ja anders gewohnt sind zu spielen."

Da durfte sich Peter Stöger schon angesprochen fühlen. Immerhin hat er Hector, der am Montag eine Regenerationseinheit einlegte, als Profi ausgebildet, ihn zum Linksverteidiger umgeschult und zum Nationalspieler gemacht. "Ich nehme diese Aussage des Teamchefs zur Kenntnis", versuchte der FC-Trainer ein erstes Ausweichmanöver, um es anschließend ironisch anzugehen: "Wir werden uns daran orientieren, dass wir für die Entwicklung und Ergebnisse unserer Spieler in der Nationalmannschaft verantwortlich sind, und ebenso für ihre Leistungen in Länderspielen."

Stöger gab dann noch zu bedenken, dass der 1. FC Köln seine Spiele nicht mit mehr als 70 Prozent Ballbesitz und derart dominant wie die Nationalelf bestreite: "Wir werden Jonas aber dahingehend entwickeln, dass es für ihn auch immer im Auswahlteam passt", sagte der FC-Trainer schmunzelnd, bevor er ungewohnt unangekündigt das Weite suchte.

"Ich weiß nicht, was oder ob Joachim Löw etwas mit dieser Kritik bezwecken wollte. Man sollte aber auch überlegen, dass es kurz nach einem Spiel war, das nicht so genial gelaufen ist. Und Deutschland hat sich mit diesem Spiel für die EM qualifiziert und trotzdem mäkeln alle herum", wagte sich FC-Manager Jörg Schmadtke an einen Erklärungsversuch. Fachlich und sachlich sei er beim Bundestrainer, wenn dieser meint, dass die Dinge in Spielen wie gegen Georgien mehr über außen zu lösen sind. Detaillierten taktischen Nachfragen wich Schmadtke aber aus: "Ich stelle mich als FC-Geschäftsführer nicht hin und erkläre der Nationalelf, wie die Dinge zu laufen haben. Und schon gar nicht einem Weltmeister."

Als ausgewiesener Fachmann und ausgebildeter Fußballlehrer habe er natürlich eine Meinung, die aber in diesem Fall nichts in der Öffentlichkeit zu suchen hat. Zur Sache mit der Ausbildung eines Jonas Hector oder Matthias Ginter in den Clubs wollte Schmadtke aber nicht ganz hinter dem Berg halten: "Das ist ein komisches Selbstverständnis, wie Äpfel mit Birnen vergleichen. Jahrelang haben sie sich für ihre Ausbildung der Spieler feiern lassen und jetzt, wo es ein bisschen hakelig wird, sollen die Clubs besser ausbilden. Jeder sollte sich wie immer zuerst mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten beschäftigen."

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