Vier Tage, vier Plätze - Ein Golf-Trip durch Katalonien

Barcelona · Das wichtigste Reiseutensil hat den zweieinhalbstündigen Flug von Berlin nach Barcelona unbeschadet überstanden. Die riesige, schwarze Tasche mit den Golfschlägern liegt auf dem Gepäckband Nummer 14 des Flughafens El Prat zur Abholung bereit.

 Entworfen wurde der Real Club de Golf El Prat von Australiens Golfstar Greg Norman. Der Platz liegt am Naturpark Sant Llorenç del Munt i l'Obac. Foto: Real Club de Golf El Prat/ Jacob Sjoman

Entworfen wurde der Real Club de Golf El Prat von Australiens Golfstar Greg Norman. Der Platz liegt am Naturpark Sant Llorenç del Munt i l'Obac. Foto: Real Club de Golf El Prat/ Jacob Sjoman

Foto: DPA

Antonio und Uwe sind auch schon aus Hamburg eingetroffen. Unser Plan: Vier Plätze an vier Tagen spielen - quer durch Spaniens etwas eigenwillige Region: Katalonien.

Sonne und 17 Grad Celsius, satte Fairways und perfekte Grüns - das frühlingshafte Klima lockt uns aus dem recht nasskalten Deutschland nach Spanien. 37 Golfplätze gibt es in der Region Katalonien. Für deutsche Golfer ist der Nordosten der Iberischen Halbinsel noch Neuland, das es zu entdecken gilt.

Schnell sind die Schläger und Koffer im Mietwagen verstaut, ab geht's zur ersten Destination, dem prestigeträchtigen Real Club de Golf El Prat. Die edle 45-Loch-Anlage gehört zu den renommiertesten und besten Golfplätzen Spaniens und liegt nur 35 Autominuten nördlich von Barcelona in Terrassa.

1. Tag: Real Club de Golf El Prat

Platz-Designer: Australiens Golfstar Greg Norman. 45 Spielbahnen. Signature-Hole: Die 17. Spielbahn - das 365 Meter lange Par 4 geht bergauf, mit herrlichem Blick auf das Bergmassiv La Mola. Greenfee: 60 bis 228 Euro.

Auf dem Traumplatz am Rand des Naturparks Sant Llorenç del Munt i l'Obac nehmen wir voller Euphorie die 18-Loch-Runde in Angriff, die auch die Golfprofis der European Tour bei der Open de España vom 14. bis 17. Mai spielen werden. Wir wollen es eben wissen.

Auf der zweiten Bahn, einem 470 Meter langen Par 5, puttet Uwe gleich zum Birdie ein. "Yes!" Er ballt jubelnd die Faust. Es wird bis zur Abreise das einzige Birdie bleiben, das wir drei zustande bringen. Die Demut vor dem kniffligen Meisterschaftsplatz und den pfeilschnellen Grüns wird von Loch zu Loch größer. Wer das Grün mit zwei Putts verlässt, darf das schon als Erfolg feiern - und das gilt für alle Plätze, die wir in den vier Tagen spielen.

Abseits der Spielbahnen hantieren Arbeiter mit schwerem Gerät, zerlegen umgestürzte Bäume, forsten den Wald wieder auf. Anfang Dezember wütete ein Orkan über dem Platz. "Wir haben mehr als 1000 Bäume verloren", erzählt Club-Managerin Ariana Martin. Die Zeit drängt. "Aber wir liegen gut im Zeitplan. Der Platz wird bei der Open wieder in seiner ganzen Pracht erstrahlen", ist sie sich sicher.

"Hola!" Auf der 16. Spielbahn zischt Pablo Larazabal im Buggy an uns vorbei. Der European-Tour-Spieler ist einer der besten Golfprofis Spaniens und Mitglied im Club El Prat. "Für mich als Profi sind die Trainingsbedingungen hier einfach nur fantastisch", schwärmt die Nummer 79 und macht sich auf zum nächsten Loch. Bei den Open auf seinem Heimatplatz will er natürlich um den Sieg mitspielen.

Auf unseren Scorekarten sind nach 18 Löchern logischerweise mehr Bogeys und Doppel-Bogeys als Pars zu lesen, trotzdem war der Platz ein absoluter Genuss. Nach einer Stärkung im Clubhaus fahren wir auf der Autobahn E-15 rund 90 Kilometer westlich zu unser zweiten Station, dem PGA Catalunya Resort in der Nähe von Girona.

2. Tag: PGA Catalunya Resort

Platz-Designer: Neil Coles und Angel Gallardo. 36 Spielbahnen. Signature-Hole: Die 12. Spielbahn des Stadium Course - vom erhöhten Abschlag des 385 Meter langen Par 4 hat man einen spektakulären Blick auf die Seen-Landschaft des Stadium Course. Das schwer zu treffende Grün ragt als eine Art Landzunge in den See hinein. Greenfee: 65 bis 158 Euro (18-Loch/Stadium Course), 65 bis 128 Euro (18-Loch/Tour Course).

Die Anlage ist mit ihren beiden grandiosen 18-Loch-Plätzen das Schwergewicht der Golf-Region Katalonien. Der Stadium Course wurde im vergangenen Jahr zum schönsten Golfplatz Spaniens gekürt. Die Fairways gleichen einem grünen Samt-Teppich, eingerahmt von hohen Bäumen und unzähligen weißen Sandbunkern. Die meist erhöhten Abschläge garantieren den Golfern unvergessliche Ausblicke. Der etwas einfacher zu spielende Tour-Course steht seinem großen Bruder in Sachen Schönheit in nichts nach. Sportlich sind beide Traum-Plätze eine absolute Herausforderung.

Viele Tour-Spieler kommen zur Saisonvorbereitung in das PGA Catalunya Resort. So auch Deutschlands Golfprofi Maximilian Kieffer. Der Düsseldorfer ist von der Vielfalt der Trainingsmöglichkeiten begeistert. Die riesige Drivingrange, diverse Pitch & Putt-Anlagen, ein hochmodernes Fitness-Center, Tennisplätze sowie Spa-Einrichtungen zum Relaxen stehen den ambitionierten Spielern in "Europas Golf-Resort des Jahres 2015" zur Verfügung.

Aber auch viele Hobbygolfer mieten sich in dem noblen Hotel oder in einem der luxuriösen Apartments des Resorts ein. "Vor allem Skandinavier und Engländer kommen zu uns", erzählt Ferran Palau vom PGA Catalunya Resort, der hier auch "sehr gerne mehr Gäste aus Deutschland" begrüßen würde.

Kultur-Abstecher nach Girona

Nach zwei herrlichen Tagen auf anspruchsvollen Golfplätzen verlangt der Geist nach Kultur. Da passt der Abstecher ins nahe gelegene Girona perfekt. Die Altstadt inspirierte schon den deutschen Regisseur Tom Tykwer. Viele Szenen seines Films "Das Parfum" wurden hier gedreht.

Girona ist aber auch für seine exquisite Gastronomie weltberühmt. Mit dem "El Celler de Can Roca" ist hier das derzeit zweitbeste Restaurant der Welt zu Hause. 2013 hatten die Mitglieder der "The Diners Club World's Best Restaurant Academy" den Gourmet-Tempel der Roca-Brüder Joan, Jordi und Josep sogar auf Platz eins gewählt.

Ein Geheimtipp ist das Angebot "Vol Espai Gastronomic" - Show-Kochen vom Feinsten. In einem gläsernen Container, sieben Meter über dem Fluss Onyar, werden abwechselnd von den besten Köchen der Region typisch katalanische Speisen vor den Augen der Gäste zubereitet - exzellente Weine der Region inklusive. Und das alles zu einem bezahlbaren Preis.

Nach dem Kultur-Genuss reisen wir auf der Landstraße N-II die 50 Kilometer bis Peralada gemütlich in Richtung Norden.

3. Tag: Golf Club Peralada

Platz-Designer: Jordi Soler Peix. Spielbahnen: 18 Löcher plus 9-Loch-Kurz-Platz. Signature-Hole: Die 9. Spielbahn - ein 168 Meter langes Par 3. Wasser auf der rechten Seite, Aus auf der linken und gut platzierte Bunker vor dem Grün machen das Loch extrem schwer - vor allem, wenn noch der Tramontana-Wind aus den Pyrenäen über die Anlage pfeift. Greenfee: 60 bis 80 Euro (18 Löcher).

Bereits nach dem ersten Abschlag des 18-Loch-Kurses des Golf Clubs Peralada kehrt bei uns Dreien die große innere Ruhe ein. Der Par-71-Kurs ist 6071 Meter lang und dank nicht ganz so schwerer Löcher angenehm zu spielen.

Anders als bei den ersten beiden Stationen der Reise, wo es eher um das sportliche Golfen ging, steht hier die Entspannung im Mittelpunkt. Der Platz ist von herrlichen Naturparks umgeben und gehört zu einem Fünf-Sterne-Hotel im Landhaus-Stil, das seine Gäste mit erstklassigen Weinen und einem luxuriösen Spa-Bereich verwöhnt. "Wir haben hier viele Gäste, die eine schöne Runde Golf, einen guten Wein und die Ruhe zu schätzen wissen", erklärt Petra Darmstädter, die Sales-Managerin des Clubs.

Von Peralada sind es 120 Kilometer in Richtung Barcelona nach Sant Andreu de Lllavaneres. Auf dem Weg an die Costa Brava liegt ein Muss für alle Kunstinteressierten: das Dali-Museum in Figueres.

4. Tag: Club de Golf Llavaneras

Platz-Designer: Ramon Espinosa, Alfonso Magí Sardà und Alfonso Vidaor. 18 Spielbahnen. Signature-Hole: Die 17. Spielbahn - von dem erhöhten Abschlag des nur 262 Meter langen Par 4 genießt man eine atemberaubende Aussicht auf das Mittelmeer. Greenfee: 75 bis 150 Euro (18 Löcher).

Der Club de Golf Llavaneras ist der viertälteste Golfclub Kataloniens, 1945 gegründet, und liegt direkt an der Küste. Der terrassenförmig angelegte Par-70-Kurs ist zwar nur 5028 Meter kurz, verlangt aber wegen seiner engen Spielbahnen auch den ambitionierten Spielern golferisch alles ab. Fast von jedem Abschlag aus hat man einen spektakulären Blick auf das Meer.

Für das einzige Birdie auf unserem Golf-Trip durch Katalonien hat sich Uwe das Bier auf der großen Clubhausterrasse mit Blick auf das Mittelmeer redlich verdient. Im Sonnenuntergang verstauen wir ein letztes Mal die riesigen Golftaschen im Wagen und machen uns auf ins Nachtleben der pulsierenden Metropole Barcelona.

Fazit

Katalonien ist für Golfspieler mehr als nur eine Alternative zu Mallorca oder der portugiesischen Algarve-Küste. Neben den exzellenten Golfplätzen überzeugt die Region mit ihrer Vielfalt: Wassersport aller Art an der Costa Brava, Skilaufen oder Klettern in den nahen Pyrenäen, Kataloniens kulinarische Köstlichkeiten sowie Kunst und Kultur. Und die Weltstadt Barcelona mit all ihren Sehenswürdigkeiten ist für sich allein schon einen Abstecher wert.

KatalonienAnreise: Von fast allen deutschen Flughäfen gibt es täglich Direktverbindungen nach Barcelona.

Reisezeit: Im Frühling und im Herbst sind die Temperaturen in Katalonien zum Golfspielen am angenehmsten.

Informationen:Katalonien Tourismus, Palmengartenstraße 6, 60325 Frankfurt, Tel.: 069/7422 4873

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