IW-Studie: In Bonn und Köln fehlen Wohnungen, im ländlichen Raum herrscht Überangebot Wohnungsmangel und Leerstand

KÖLN · Zahlreiche Baukräne über Köln oder Bonn zeugen von einem Bauboom. In der Tat entstehen mehr Wohnungen als in den Vorjahren. Dennoch bleibt Wohnraum knapp. 3824 neue Wohnungen entstanden 2014 in Köln und 1036 in Bonn. Gebraucht werden in Köln aber bis 2020 pro Jahr 6169 Wohnungen und in Bonn 1888.

Bauboom: Obwohl vielerorts gebaut wird, kann die Nachfrage in manchen Städten nicht befriedigt werden.

Bauboom: Obwohl vielerorts gebaut wird, kann die Nachfrage in manchen Städten nicht befriedigt werden.

Foto: dpa

Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Forscher schätzten den Bedarf an Wohnungen, wobei sie Bevölkerungsentwicklung und möglichen Zuzug nach Deutschland berücksichtigten oder den Wunsch der Menschen nach mehr Quadratmetern und aktuelle Leerstände und Ersatz für abrissreife Wohnungen. Gleichzeitig wird in ländlichen Regionen zu viel gebaut.

"Auf dem Land entsteht der Leerstand von morgen", sagte Michael Voigtländer, Leiter des Bereichs Finanz- und Immobilienmärkte beim IW. Nicht nur in unserer Region wird am Bedarf vorbei gebaut. In Großstädten mit mehr als hunderttausend Einwohnern entstanden nur 66 000 neue Wohnungen, benötigt würden 102 000, schätzt das IW.

In Berlin fehlten sogar pro Jahr über 11 000 Wohnungen. Große Lücken zwischen Bedarf und Neubauten gibt es auch in Hamburg, München, Frankfurt oder Dresden. Entsprechend steigen hier Wohnungspreise und Mieten.Ländliche Regionen versuchen, mit der Ausweisung von Bauland Einwohner zu gewinnen. Außerdem sind Grundstücke billig, so dass sich in Zeiten niedriger Zinsen mit vergleichsweise wenig Geld und geringer Belastung für Kredite bauen lässt.

Ausbau der Infrastruktur

Das IW sieht die Politik gefordert. "Beliebte Städte müssen die Auflagen etwa für die Gebäudehöhe lockern", so Voigtländer. Außerdem müsse hier nachverdichtet werden. Andererseits sollten Anreize dafür sorgen, dass Dörfer nach innen wachsen, also in den Dorfkernen. Häufig stehen hier Häuser leer, während in Neubaugebieten neue entstehen.

Die Folge: Bei sinkender Bevölkerung wird die Infrastruktur immer weniger genutzt. Dann werden Müllabfuhr oder Wasserversorgung teuer, weil hohe Fixkosten von weniger Menschen aufgebracht werden müssen. Und dann ziehen wohl weitere Menschen weg vom Land.

Voigtländer setzt auch auf einen Ausbau der Infrastruktur. Mit guten Bahnanbindungen könnten Menschen etwa in Wuppertal wohnen und in Köln arbeiten. Eine gute Anbindung macht auch das Leben im Speckgürtel der Großstädte attraktiv. Dadurch ergibt sich ein stark unterschiedlicher Wohnungsbedarf in den Landkreisen, abhängig davon, wie schnell eine Großstadt zu erreichen ist.

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