GA-Serie Unternehmer im Gespräch Handy führt durch Museen und Messen

BONN · Stephan Wagners Geschäftsidee steckt in seinem Handy. Das Smartphone könnte ihn als Führer durch Ausstellungen im Museum begleiten, ihm auf fremden Flughäfen den Weg zum richtigen Gate anzeigen oder bei Messen die Schritte zum Geschäftspartner lenken.

Könnte. Denn das Bonner Unternehmen Locoslab sucht kurz nach seiner Gründung noch Kunden, die seine Entwicklung einsetzen. Wagner bietet mit seinen Geschäftspartnern eine neue Technologie zur Navigation in Innenräumen an. Während sich Menschen im Freien und in Autos über das Satellitensystem GPS fast überall den Weg weisen lassen können, ist die Navigation unter Dächern deutlich schwieriger: "Bei unserer Lösung werden in Räumen über Bluetooth Funksignale an Handys ausgesendet", erklärt Wagner.

Damit könnten die Nutzer ihre Position flächendeckend genau bestimmen und sich Wege anzeigen lassen. An einer solchen Lösung tüfteln laut Wagner seit Jahren die Entwickler der großen IT-Konzerne. "Apple bietet zum Beispiel den Dienst iBeacon an", sagt der Informatiker, "aber der kann nur Daten senden, wenn das Handy sich in Reichweite einer Funkstation im Raum befindet, es funktioniert nicht flächendeckend".

Gegen die großen Namen der Branche haben es die Jungunternehmer nicht leicht. Eigentlich wollte der 30-Jährige ohnehin nie eine Firma gründen, wie er sagt. Doch die Forschungsergebnisse zur Indoor-Navigation, die Wagner mit seinen Geschäftspartnern Pedro José Marrón und Marcus Handte an den Universitäten Bonn und Duisburg Essen erarbeitet hat, seien "einfach zu schade gewesen, um sie in der Schublade verschwinden zu lassen".

Jetzt benötigen die drei Wissenschaftler allerdings gleich jede Menge Unternehmergeist, denn sie wollen mit ihrer Navi-App ein Produkt auf einen Markt bringen, der noch nicht existiert. "Wir müssen die Kunden vom Nutzen unserer Technik überzeugen, denn es gibt noch keine praktischen Beispiele", sagt Wagner.

Dabei könnte mit der Locoslab-Technik etwa ein Fluggast über sein Smartphone vom Parkplatz ans Gate gelotst werden. "Unsere Anwendung könnte sogar mitteilen, wie lang die Wartezeit an der Sicherheitskontrolle ist, damit der Nutzer weiß, ob er noch Zeit für einen Kaffee oder einen Einkaufsbummel hat", sagt er. Davor stehen allerdings Investitionen: Drei bis fünf Euro koste es pro Quadratmeter, Innenräume navigierbar zu machen, so der Locoslab-Geschäftsführer.

Als weiteren Schritt zur Überwachung der Menschen in der digitalisierten Gesellschaft betrachtet Wagner seine Technologie nicht. "Die Daten werden auf dem Weg vom Smartphone zum Server des Anbieters grundsätzlich anonymisiert", sagt er. So könnten Kaufhausbetreiber zwar zum Beispiel sehen, in welchen Abteilungen besonders viele Kunden unterwegs sind, aber keine einzelnen Käufer identifizieren. "Nicht alles was technisch möglich ist, ist gesellschaftlich sinnvoll", sagt der Wissenschaftler.

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