Kommentar zum Online-Versandhandel Zu kurz gedacht

Bonn · Die Onlinehändler feiern. In nur fünf Jahren hat sich ihr Umsatz mehr als verdoppelt. Für fast 40 Milliarden Euro bestellen die Bundesbürger Waren per Mausklick. Und wenn es doch einmal daneben geht - kein Problem, meist lassen sich die Sachen ohne Kosten und mit geringem Aufwand wieder zurückschicken. Die Brüsseler EU-Wächter wollen dieser Rückgabepraxis einen Riegel vorschieben.

Zumindest für die Großen der Branche und ihre Kunden wird das kaum Auswirkungen haben. Die kostenlose Rückgabe gehöre zum Geschäftsmodell, beteuern die Branchengrößen wie Zalando, Otto und Co. Und das, obwohl die Retourenquote bis zu 70 Prozent ausmacht, doch offenbar geht Marktanteil vor betriebswirtschaftlichem Denken.

Aber die kleineren Onlinehändler stecken in der Zwickmühle. Natürlich verursacht der doppelte Versandweg höhere Kosten als ein einfacher. Die beinahe lückenlose Übersicht im Netz setzt die kleinen Händler unter Druck, weil der Verbraucher kaum bereit sein wird, für ein "falsches" Produkt die Rücksendekosten zu übernehmen. Fairer Wettbewerb sieht anders aus, denn die EU-Richtlinie fördert vor allem die Großen.

Und wenn in einigen Jahren nur noch die Großen den Markt für sich beanspruchen können, werden sie ihre eigenen Regeln aufstellen, auch mit Rücksendekosten.

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