"Bonner Dialog für Cybersicherheit" "Wer räumt eigentlich auf?"

BONN · Computer-Hacker dürften im deutschen Mittelstand auf zahlreiche wehrlose Opfer treffen. Denn in einem Punkt waren sich die Sicherheitsexperten gestern Abend beim "Bonner Dialog für Cybersicherheit" im Alten Rathaus einig.

Die Gefahren durch Angriffe auf IT-Systeme würden in der Wirtschaft immer noch grob unterschätzt.

"Mancher Mittelständler bemerkt eine Attacke erst Monate später, wenn die exakte Kopie seines Produktes aus China längst auf dem Markt ist", schilderte Peter Martini, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE). Und selbst wenn das Interesse an dem Thema steige, sei die Investitionsbereitschaft in IT-Sicherheit nach wie vor gering, fügte Jürgen Kohr als Vertreter der Telekom-Tochter T-Systems hinzu.

Dabei wüchsen mit der zunehmenden Vernetzung der Industrie nicht nur die Chancen, sondern auch die Risiken. "Wir werden in Zukunft massiv abhängig sein von der Funktionalität solcher Systeme", warnte Rainer Baumgart, Vorstand des Bonner Anbieters von IT-Sicherheitslösungen secunet AG. "Was passiert, wenn wegen eines Hackerangriffs bei VW die Produktion lahmlegt oder die Versorgungskette der großen Lebensmitteleinzelhändler ausfällt?" fragte er.

Für den Unternehmer steht die Politik in der Pflicht, durch zwingende Sicherheits-Standards die Unternehmen vor ihrer eigenen Sorglosigkeit zu schützen. Fraunhofer-Wissenschaftler Martini setzt dagegen auf ein Eigeninteresse der Wirtschaft, sich möglichst schnell auf Sicherheitsstandards etwa in Form von Branchenlösungen zu einigen. Hier könnten die Deutschen auch durch eine Vorreiterrolle Geschäftschancen schaffen: etwa beim Thema Datenschutz. Goodarz Mahbobi, Geschäftsführer der IT-Beratung Axxessio verwies dabei auf gute Erfolge in der Verschlüsselungstechnik.

Schwacher Trost: Auch wenn die Mittelständler ihre IT-Sicherheit weiterhin eher lax angehen, könnten andere daraus Profit schlagen. Unternehmer Baumgart sieht Chancen für neue Dienstleistungen: "Wer räumt eigentlich im Schadensfall das ganze Unglück auf?"

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