Niedrige Zinsen beflügeln Immobilienfinanzierungen Volksbank wächst stetig

BONN · Im vergangenen Monat hat die Volksbank Bonn/Rhein-Sieg bekannt gegeben, dass sie zum 24. August vier Filialen schließt: Windeck-Leuscheid, Siegburg-Kaldauen, Bad Honnef-Selhof und Bonn-Küdinghoven.

Ein Aufschrei der Empörung der Kunden blieb nach Bankangaben aus: "Viele Kunden haben Verständnis für die Entscheidung geäußert", sagte der Vorstandschef der Volksbank, Jürgen Pütz, gestern bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Das sei heute anders als früher

Pütz begründete den Schritt Wandel des Kundenverhaltens: Von 2011 bis 2014 sei die Zahl der Überweisungen, die als Papierbeleg ausgefüllt werden, um 42 Prozent zurückgegangen, während im gleichen Zeitraum der elektronische Zahlungsverkehr um 50,6 Prozent zugenommen habe.

"Es ist nicht mehr lange hin, dass der typische Volksbank-Kunde nur noch einmal im Jahr in die Filiale kommt, aber zehnmal pro Woche unsere Bank-App aufruft." Die geschlossenen Standorte will die Bank beibehalten, um dort SB-Filialen zu betreiben. Nach Unternehmensangaben sinkt die Zahl der Filialen von 31 auf 27, dazu kommen 14 Standorte mit SB-Service.

Mit den Schließungen habe die Volksbank Bonn Rhein-Sieg ihre Hausaufgaben gemacht, ein weiteres Ausdünnen des Netzes stehe nicht ins Haus. Natürlich könne niemand sagen, was angesichts des Marktwandels in 15 Jahren sei. Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken hält einen Abbau von Zweigstellen in seinem Bereich um zehn bis 20 Prozent in den nächsten drei Jahren für wahrscheinlich.

Im ersten Halbjahr 2015 standen bei der Volksbank die Zeichen weiter auf Wachstum. Bei den Kunden-Anlagen haben wir erstmals die drei Milliarden-Euro-Marke übersprungen", sagte Pütz. Ein Jahr zuvor seien es erst 2,79 Milliarden Euro Anlagengelder der Kunden gewesen, die die Bank betreut habe. Die niedrigen Zinsen hätten auch das Immobiliengeschäft beflügelt. Allein im ersten Halbjahr seien 113,5 Millionen Euro Neugeschäft vermittelt worden. Die Tochter Vobaimmobilien habe im ersten Halbjahr 102 Wohnungen und Häuser vermittelt. Im Gesamtjahr 2014 seien es 133 gewesen.

Die Kreditnachfrage habe zu einer Ausweitung um 3,5 Prozent auf 1,265 Milliarden Euro geführt. Die Gründe für die positive Entwicklung lägen vor allem an den guten Zukunftserwartungen der Unternehmen. "Viele Geschäftskunden der Volksbank gehen von einer besseren Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten aus", sagte Pütz. Das stärke die Investitionsbereitschaft.

Trotz der Niedrigzinsphase habe die Bank das Zinsergebnis mit 45,7 Millionen Euro und das Provisionsergebnis mit 18,6 Millionen Euro stabil halten können. Die Bilanzsumme belief sich zum 30. Juni auf 2,3 Milliarden Euro, nach 2,23 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Die Zahl der Mitarbeiter blieb trotz Filialschließungen mit 522 stabil.

Rund die Hälfte der mittlerweile 123 133 Volksbank-Kunden hält auch Genossenschafts-Anteile an der Bank. Neben den Dividendenzahlungen will die Volksbank den Mitgliedern besondere Angebote machen. Deswegen legt sie ein Sonderprogramm für Anschaffungsdarlehen zwischen 5000 und 50 000 Euro auf. Es hat ja nach Laufzeit und Bonität einen durchschnittlichen Zinssatz von 3,1 Prozent. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als bei normalen Konsumentenkrediten.

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