Protest in Bonn: Betriebsräte pochen auf Kündigungsschutz Unruhe bei den Mitarbeitern der Postbank

BONN · Die Unruhe unter den Beschäftigten der Postbank ist derzeit groß. Die Überlegungen der Deutschen Bank zur Zukunft des Privatkundengeschäftes verunsichern die Mitarbeiter.

 Demonstration in Bonn: Gewerkschaftsprotest vor der Filiale der Deutschen Bank.

Demonstration in Bonn: Gewerkschaftsprotest vor der Filiale der Deutschen Bank.

Foto: Scholze

Seit 2010 hat die Deutsche Bank die Mehrheit an der Postbank inne. Um das Privatkundengeschäft ertragreicher zu machen, wurden in den vergangenen Jahren bereits mit Millioneninvestitionen der Zahlungsverkehr und die Servicecenter beider Banken auf eine gemeinsame technische Plattform gestellt. In anderen Abteilungen fühlen sich die Mitarbeiter weiter unsicher, inwieweit eine stärkere Integration geplant ist. In Bonn beschäftigt die Postbank rund 3000 Mitarbeiter, dazu 140 in den Filialen. In der Region Köln-Bonn arbeiten nach Unternehmensangaben insgesamt gut 5000 Beschäftigte für die Postbank.

Eine wichtige Rolle spielt dieses Thema auch auf der Betriebsrätetagung, zu der sich die Betriebsräte von Postbank Filialvertrieb AG und der Postbank Filial GmbH gestern und heute in Bonn treffen. "Es ist noch wichtiger geworden, dass wir im Tarifkonflikt einen Kündigungsschutz für die Mitarbeiter erreichen", sagt die verantwortliche Verdi-Fachsekretärin Tina Scholze.

Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, demonstrierten am Mittwoch 130 Betriebsräte der Postbank Filialvertrieb AG und der Postbank Filial GmbH mit Trillerpfeifen vor der Filiale der Deutschen Bank in Bonn. Postbank-Gesamtbetriebsratschef Bernd Rose und Scholze forderten nachdrücklich ein Angebot zum Kündigungsschutz von der Bankspitze. Die Arbeitgeber hätten nach wie vor kein Angebot vorgelegt. Dies führe zu einer hohen emotionalen Belastung der Beschäftigten, sagte Scholze. Die Tarifverhandlungen wurden nach drei ergebnislosen Runden letzte Woche von Verdi für gescheitert erklärt.

"Der Protest der Betriebsräte richtet sich gegen die Deutsche Bank. Sie trägt als Eigentümerin des Postbank-Konzerns die Verantwortung, dass die Tarifsituation bei der Postbank jetzt eskaliert", so Scholze. Die letzten Hoffnungen ruhen jetzt auf dem geplanten Spitzentreffen von Vorständen der Deutschen Bank, Postbank und Verdi morgen in Berlin.

Die Gewerkschaft pocht auf eine Verlängerung des Kündigungsschutzes für die 9500 Beschäftigten der Postbank Filialvertrieb AG und die 2700 Mitarbeiter der Postbank AG, Firmenkunden AG und BHW-Gruppe bis Ende 2020. Hintergrund sind Spekulationen über einen möglichen Verkauf, Teilverkauf oder Börsengang der Deutsche-Bank-Tochter.

In der Frankfurter Zentrale der Deutschen Bank werden derzeit verschiedene Szenarien geprüft. Bei der ersten Option würde die Grundstruktur der Deutschen Bank als Universalbank erhalten bleiben und die Deutsche Bank weiterhin alle Geschäfte vom Privatkundengeschäft bis zum Investmentbanking betreiben. Für diesen Fall droht ein erneuter Sparkurs. Es könnte dann die Postbank komplett in den Konzern integriert werden, um Doppelstrukturen abzubauen.

Bei Variante zwei ginge es um zügigere Einschnitte. Die Postbank würde verkauft, oder große Anteile der Bonner Tochter würden an die Börse gebracht. Aber auch das Investmentbanking müsste schrumpfen.

Der für Experten klarste Schritt wäre die Aufspaltung der Bank und der Rückzug aus dem Privatkundengeschäft. Das Privatkundengeschäft könnte in einer neuen Gesellschaft mit den Marken Postbank und Deutsche Bank an die Börse gebracht werden. Übrig blieben in der Deutschen Bank das Investmentbanking, das Zahlungsverkehrsgeschäft und die Vermögensverwaltung.

Die Konzernchefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain haben immer wieder betont, dass die Suche nach der neuen Strategie völlig ergebnisoffen sei. Hochrangige Manager sehen aber im Privatkundengeschäft angesichts niedriger Rendite Handlungsbedarf.

Scholze empfindet die Strategien des Managements als sehr widersprüchlich. Einerseits sollten die Filialmitarbeiter den Kunden Girokonten verkaufen. Andererseits werde künftig von Kunden, die Papierbelege einreichen, 99 Cent für Überweisungen verlangt. Das sei kontraproduktiv. "Viele Postbank-Mitarbeiter haben einen hohen Identifikationsgrad mit ihrem Unternehmen", sagte Scholze. Aber dieses Verhältnis müsse auch gepflegt werden.

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