Das richtige Material Tüv warnt vor Schadstoffen in Klassenräumen

KÖLN · Eine Minitafel, ein kleines Lehrerpult und gerade einmal fünf Pulte für Schüler. Der Tüv Rheinland hat gleich zwei Klassenräume im Miniformat aufgebaut, um dicker Luft im Klassenzimmer auf den Grund zu gehen.

 Beim Test: Schulkinder sitzen in einem nachgebauten Klassenzimmer aus emissionsgeprüften Baumaterialien.

Beim Test: Schulkinder sitzen in einem nachgebauten Klassenzimmer aus emissionsgeprüften Baumaterialien.

Foto: Günther Meisenberg

Ein wichtiges Instrument hat dabei jeder dabei, erläutern die Experten: die eigene Nase. Und die rümpfen Besucher in einem Raum auch gleich. Der sieht zwar schick aus mit seinem gelben Bodenbelag und den neuen Möbeln. Es riecht aber nach Chemie.

Die neuen Regale sind geölt, erklären die Experten. Hier gasen Lösungsmittel aus. Lösungsmittel sind in Möbeln, Kleber oder Boden. Sie können für Augenbrennen, Kopfschmerzen, Unwohlsein und Allergien sorgen. Gesundheitsgefährdend seien die Konzentrationen an flüchtigen organischen Verbindungen in dem Raum nicht, versichern die Experten.

Aber wohlfühlen mag man sich hier im Gegensatz zu seinem Zwilling auch nicht. Hier hat der Tüv ausschließlich schadstoffgeprüfte Materialien verbaut. Und die Arbeiten haben geschulte Handwerker ausgeführt, die auch darauf achten, dass die Materialien miteinander harmonieren und es keine Wechselwirkungen gibt.

Auch den ersten Raum haben erfahrene Handwerker gebaut mit handelsüblichen Materialien aus dem Baustofffachhandel. Bei der Schadstoffmessung im Innenraum war hier allerdings die Belastung doppelt so hoch, wenn auch noch tolerabel. "Glück gehabt", so Tüv-Experte Walter Dormagen. Der Wert hätte auch höher liegen können. Es sei ja nicht geprüft worden. Nicht mehr tolerabel war aber der Wert direkt nach dem Möbelkauf.

Der Raum hätte nur eine Stunde am Tag betreten werden dürfen. Der Wert für flüchtige organische Verbindungen lag 40 Mal höher als im Raum mit geprüften Materialien. Da musste lange gelüftet werden, bis die Werte im grünen Bereich waren. Dabei sei das Bauen mit geprüften Materialien kaum teurer, so der Tüv, der das Modellprojekt zusammen mit dem Sentinel-Haus-Institut durchgeführt hat. Der Aufschlag betrage maximal 1,5 Prozent.

Und der Tüv will weiter messen. Gerade bei Renovierungen gibt es Wechselwirkungen zwischen alten und neuen Materialien. Und auch bei der Reinigung können Schadstoffe in die Klassenräume gelangen, die für dicke Luft sorgen.

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