Milliardengeschäft in der Mobilfunkbranche Telekom wird Großaktionär bei British Telecom

BONN · Milliardengeschäft in der Mobilfunkbranche: Bonner Konzern profitiert vom Verkauf des Gemeinschaftsunternehmens EE

 Londoner Geschäft des britischen Mobilfunkanbieters EE.

Londoner Geschäft des britischen Mobilfunkanbieters EE.

Foto: dpa

Zwei Ex-Monopolisten rücken näher zusammen: Die Deutsche Telekom wird mit zwölf Prozent künftig der größte Einzelaktionär des ehemaligen britischen Staatsmonopolisten BT Group. Zusammen mit dem französischen Mitinhaber Orange verkaufen die Bonner ihre britische Mobilfunktochter Everything Everywhere (EE) an BT. Für das Gemeinschaftsunternehmen will BT inklusive Schulden 12,5 Milliarden Pfund zahlen, das sind umgerechnet rund 16,6 Milliarden Euro, wie die Unternehmen gestern mitteilten. Seit Dezember standen die Unternehmen in exklusiven Verhandlungen.

Die Deutsche Telekom soll den Großteil ihres Anteils am Kaufpreis in Aktien im Wert von 5,1 Milliarden Pfund erhalten. Dazu könnte ein kleinerer Barbetrag nach dem Abschluss des Verkaufs 2016 kommen.

Tim Höttges, Vorstandschef der Telekom, hob die Wertsteigerung der Telekom hervor: "Die Transaktion ist weit mehr als die Schaffung des führenden integrierten Mobil- und Festnetzanbieters in der zweitgrößten Volkswirtschaft Europas." Es sei ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Portfoliostrategie: "Wir werden größter Einzelaktionär von BT und schaffen die Grundlage dafür, dass unsere Unternehmen künftig zusammenarbeiten." Was eine Zusammenarbeit alles beinhalten könnte, lässt das Unternehmen zum derzeitigen Zeitpunkt offen. Nur so viel: Auf Grundlage ihrer Erfahrungen in anderen Märkten werde die Deutsche Telekom zur Integration von EE in BT und zur Entwicklung konvergenter Produkte beitragen.

Gavin Patterson, Vorstandsvorsitzender von BT, sagte gestern: "Dies ist ein Meilenstein für BT, da wir damit unsere Mobilfunk-Pläne beschleunigen und unsere Investitionen in diesem Bereich erhöhen." Die Netze würden verzahnt und so der führende Telekommunikationsanbieter des Landes mit Mobilfunk und Festnetz aus einer Hand geschaffen.

Während Orange sich den größeren Teil des Verkaufserlöses in bar auszahlen lassen will und vier Prozent der Aktien an BT erhält, setzen die Bonner fast ausschließlich auf die Aktienanteile. Die Telekom erhält dafür einen Sitz im Board of Directors von BT. Ob zusätzlich noch eine Barkomponente gezahlt wird, wird unter anderem vom Aktienkurs von BT beim für 2016 geplanten Vollzug des Geschäftes und der Verschuldung von EE abhängen.

Der Kaufpreis von 12,5 Milliarden Pfund für EE entspricht einer Bewertung in Höhe des 7,9-fachen des operativen Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) im Jahr 2014. Für die Anteile der Telekom an BT wurde eine Haltefrist von 18 Monaten vereinbart.

BT wird auf dem britischen Markt durch den Zusammenschluss die Nummer eins als integrierter Anbieter im Festnetz und im Mobilfunk. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2013/14 (31. März) einen Umsatz von 18,3 Milliarden Pfund und ein bereinigtes Ebitda von 6,1 Milliarden britischen Pfund.

EE hat mehr als 30 Millionen Kunden und erzielte 2014 bei Umsätzen von 6,3 Milliarden Pfund ein bereinigtes Ebitda von 1,6 Milliarden Pfund. Beide Unternehmen arbeiten bereits in verschiedenen Bereichen zusammen. So bietet EE seinen Kunden Breitband-Produkte im Festnetz auf der Basis von Mietleitungen von BT an. Andererseits hat BT Mobilfunk-Produkte im Angebot, für die das in Großbritannien führende 4G-Mobilfunknetz von EE genutzt wird.

Durch den Zusammenschluss mit EE sollen Kostenvorteile mit einem Barwert von 4,6 Milliarden Pfund erreicht werden. Diese sollen unter anderem in Vertrieb, Marketing, Verwaltung sowie integrierter Produktangebote aus Mobilfunk, Festnetz und TV erzielt werden. Die Kosten des Verkaufs seien bei diesen Zahlen bereits abgezogen. Dem Verkauf müssen noch die BT-Aktionäre und die zuständigen Wettbewerbsbehörden zustimmen.

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