Kommentar Schlechter Stil

Das Vorgehen der Deutschen Post erstaunt. Als personalintensives Logistikunternehmen ist der Konzern auf motiviertes und geschultes Personal angewiesen.

Doch mit der Gründung der Zustellgesellschaften, in denen neue Jobs zu niedrigeren Löhnen geschaffen werden sollen, stößt die Post ihre Mitarbeiter ordentlich vor den Kopf.

Noch im vergangenen Jahr hat sich der Konzern bei der Vorstellung seiner Strategie 2020 den Ausbau der Qualitätsführerschaft auf die Fahnen geschrieben. Vorstandschef Frank Appel hat stetig steigende Ansprüche der Konsumenten an die Lieferanten der Waren ausgemacht. Gute Qualität erhält derjenige, der gut bezahlt. Das hat bei der Post bislang auch funktioniert. In den vergangenen fünf Jahren ist der Umsatz deutlich gewachsen und der Gewinn hat überproportional zugelegt.

Die Strategieänderung hin zur Wettbewerbsfähigkeit über niedrige Kosten führt die Post auf das verkehrte Gleis. Den selbst gesteckten Anspruch, attraktivster Arbeitgeber der Branche zu sein, wird sie so nicht erreichen. Viele Mitarbeiter hätten Verständnis, dass Löhne sich verschlechtern, wenn es einem Unternehmen schlecht geht. Doch das ist bei der Post nun wirklich nicht absehbar. Ein pfleglicher Umgang zwischen Arbeitgeber und Mitarbeiter war bei der Post bislang Tradition. Ohne Not Verträge, die in einigen Monaten ablaufen, zu verletzten, ist schlechter Stil.

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