Schalluntersuchungen zwischen Hürth und Alfter Sanieren gegen Bahnlärm

BONN · Ein vorbeifahrender Güterzug ist laut. Das wissen gerade Anwohner von Bahnstrecken im engen Rheintal. Über 80 Dezibel Lärm zeigen Messgeräte in sieben Metern Entfernung von der Schiene. Zum Vergleich: Eine Kreissäge in der gleichen Entfernung bringt es zwar auf etwa 100 Dezibel, aber lauter Straßenverkehr ist leiser als ein Güterzug. Das soll nicht so bleiben.

 80 Dezibel Lärm zeigen Messgeräte, wenn ein Güterzug in sieben Metern Entfernung vorbeifährt . Eine Kreissäge bringt es auf 100 Dezibel.

80 Dezibel Lärm zeigen Messgeräte, wenn ein Güterzug in sieben Metern Entfernung vorbeifährt . Eine Kreissäge bringt es auf 100 Dezibel.

Foto: dpa

"Wir wollen den Schienenverkehrslärm ausgehend vom Jahr 2000 bis 2020 halbieren", sagt Ines Jahnel, die Lärmschutzbeauftragte der Deutschen Bahn. In Zahlen heißt das, der Lärm soll um zehn Dezibel abnehmen, das empfindet das menschliche Ohr als Halbierung.

Bei Neu- und Ausbaustrecken regelt seit 1974 die Bundesimmissionsschutzverordnung den Anspruch der Anwohner. Hier gibt es unterschiedliche Grenzwerte für Krankenhäuser oder Schulen, Wohn-, Misch- oder Gewerbegebiete mit zwischen 47 und 69 Dezibel als Mittelwerte. Vielen Anwohnern hilft seit 1999 auch ein Investitionsprogramm des Bundes, der zuletzt jährlich 100 Millionen Euro für Lärmschutzmaßnahmen zur Verfügung stellte (siehe Kasten).

Nach NRW flossen seitdem bis Januar 167,1 Millionen Euro. Eine Strecke von 209 Kilometern wurde damit saniert. 104 Kilometer Schallschutzwand entstanden, knapp 11 000 Wohnungen erhielten Schallschutzfenster oder Dämmungen. Allein in Köln wurden 11,2 Kilometer Schallschutzwände in den letzten zehn Jahren errichtet und 765 Wohnungen passiv etwa mit Schallschutzfenstern saniert.

Zwischen 2006 und 2008 wurden in Bonn rund 3,8 Kilometer Schallschutzwände errichtet. Darüber hinaus wurden 1900 Wohneinheiten zwischen 2004 und 2008 passiv saniert in der Bonner Innenstadt, in Bad Godesberg, Tannenbusch, Mehlem und Oberkassel. Schalschutzwände und -fenster gab es auch in Königswinter und Bad Honnef.

Schalluntersuchungen laufen derzeit zwischen Hürth und Alfter. Dabei wird der Lärm gemessen, ermittelt, wie er sich wohl durch die erwartete Zunahme des Bahnverkehrs erhöht und dann berechnet, wie er sich durch Baumaßnahmen reduzieren lässt. Kennzahlen legen fest, mit welcher Maßnahme bundesweit zuerst begonnen wird. In NRW werden so von 4700 Kilometern Bahnstrecke 431 Kilometer saniert.

Unabhängig von dem Programm verspricht die Bahn weniger Lärm für alle. Dafür soll die Umrüstung der Güterwagen sorgen, die besonders viel Lärm machen. Herkömmliche Bremsen aus Grauguss rauen die Räder auf. Die rollen dann lauter über die Gleise.

Flüsterbremsen aus Kunststoff reduzieren das Rollgeräusch um zehn Dezibel. Das funktioniert aber nur, wenn alle Räder eines Zuges diese Flüsterbremsen haben. Alle 180 000 Güterwaggons in Deutschland sollen bis 2020 umgerüstet sein. Derzeit haben etwa 15 000 der 60 000 Waggons der Deutschen Bahn leisere Bremsen, bei anderen deutsche Anbieter 18 000 von 60 000. Außerdem gibt es 60 000 Waggons ausländischer Anbieter. Aber trotz Förderung und lärmabhängigen Trassenpreisen arbeiten nicht alle Anbieter mit Hochdruck an der Umrüstung. Möglicher Grund: Die neuen Bremsen verursachen höhere Betriebskosten. Aber 2016, so steht es im Koalitionsvertrag, soll die Hälfte der Güterwaggons umgerüstet sein. Sonst drohen Geschwindigkeitsbeschränkungen und Nachtfahrverbote.

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