Kommentar Riskante Strategie

Die Strategie hat die Post nicht erfunden, sie ist in vielen Branchen beliebt: Arbeitgeber flüchten aus Tariflöhnen, indem sie Mitarbeiter in eigens dafür gegründeten Gesellschaften anstellen - zu schlechteren Bedingungen als die Stammbelegschaft.

Als börsennotierter Konzern steht die Post unter enormem Druck, ihre Gewinne immer weiter zu steigern - gut möglich, dass Analysten so einen Schritt für das durch den Online-Handel wachsende Paketgeschäft längst gefordert haben.

Doch die Billiglohnstrategie birgt für die Post einige Fallstricke. Über die Kreditanstalt für Wiederaufbau hält der Bund noch immer 21 Prozent an dem Bonner Konzern. Zu Recht wird von einem - zumindest anteiligen - Staatsunternehmen ein vorbildlicher Umgang mit seinen Beschäftigten erwartet. Dass etwa befristet beschäftigte Paketboten für ihre künftige Festanstellung mit deutlichem Lohnverzicht bezahlen sollen, erscheint nicht gerade fair.

Dazu kommt: Die Post-Tochter DHL hat sich bisher im Wettbewerb mit ihren Konkurrenten immer gerne als eine Art Premium-Dienstleister dargestellt. Wer von seinen Mitarbeitern in einem Knochenjob wie der Paketauslieferung beste Ortskenntnisse, Zuverlässigkeit und ein tadelloses Auftreten verlangt, wird dafür auch angemessene Löhne zahlen müssen.

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