Region Projekt Modus unterstützt junge Eltern und Betriebe

BONN · Für eine 22-jährige Mutter war es ein Glücksfall - und nicht nur für sie. Die Bonnerin eines dreijährigen Kindes hat bald ein Vorstellungsgespräch. Sie will eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement machen, und zwar in Teilzeit.

 Zwei Gesundheits- und Krankenpflegeschülerinnen üben die pflegerische Versorgung eines Neugeborenen.

Zwei Gesundheits- und Krankenpflegeschülerinnen üben die pflegerische Versorgung eines Neugeborenen.

Foto: KABO Bonn

Was zunächst einfach klingen mag, war für die junge Frau ein Kraftakt. Dabei wurde sie unterstützt: "Ich bin durch 'Modus' super vorbereitet worden und fühle mich bestens aufgehoben."

Modus heißt im Amtsdeutsch "Modulares Unterstützungssystem für Eltern, Kinder und Betriebe". Mit dem Modellprojekt ermöglicht das CJD Bonn, eine Einrichtung des christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands e.V., jungen Eltern, Erziehung und Berufsausbildung im dualen System durch Teilzeitausbildung erfolgreich zu verbinden - und zwar zum Nutzen für Auszubildende und Betriebe.

Durch das Projekt, das seit 2007 läuft, wurden bisher 45 Abschlüsse erzielt. Zwölf Teilnehmerinnen haben es trotz Teilzeit geschafft, ihre Berufsausbildung zu verkürzen. 23 Nationalitäten sind bisher bei Modus mit 22 Berufsbildern in 43 Betrieben vertreten. Und bald kommt - sofern genehmigt - noch die Teilzeitausbildung an der Karl Borromäus Schule für Gesundheitsberufe hinzu (siehe Kasten).

Pro Jahr werden in Bonn und der Region rund 50 junge Mütter und Väter von pädagogischen Mitarbeiterinnen auf ihrem Weg in eine Teilzeitausbildung bis zum Berufsabschluss begleitet. Das beginnt bei der Berufswahl, geht über Bewerbungen und dauert auch während der Ausbildung an. Dabei gibt es noch nicht genug Betriebe, die Teilzeitausbildung anbieten. Eve Vanmarcke vom Projekt Modus: "Wir wünschen uns, dass noch mehr Betriebe auf uns zukommen."

Teilzeitausbildung müsse sich durchsetzen und nicht mehr die Ausnahme sein. Dario Thomas von der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg macht ein schlichtes Informationsdefizit in den Betrieben als Ursache für das bisher zu geringe Angebot an Teilzeitausbildungsplätzen verantwortlich. Und: "Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Es ist kurzsichtig, nicht in Teilzeit auszubilden. Und man kann dadurch Geld sparen."

Aber nicht nur die Arbeitgeber, die zuverlässiges und hochmotiviertes Personal an sich binden, sondern auch die öffentlichen Kassen. Bundesweit ist jede vierte Alleinerziehende ohne beruflichen Abschluss. Und damit auch ohne Aussicht darauf, jemals sich und ihre Familie zu ernähren. Sie würde also auf Dauer von öffentlichen Mitteln abhängig sein. Und ihren Kindern damit auch nicht vermitteln können, was es heißt, im Berufsleben zu stehen.

Eine Hochrechnung für Bonn besagt: Seit Projektbeginn sind 35 ehemalige Teilnehmerinnen von Modus, die ursprünglich von Hartz IV lebten, in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen. "Wenn man ein durchschnittliches Bruttoeinkommen von 1500 Euro zugrunde legt, kommt man auf einen Gesamtverdienst von 630.000 Euro pro Jahr (35x1500x12)", rechnen die Modus-Beteiligten vor.

"Die Stadt spart Geld durch Modus", sagt Elisabeth Wößner-Schmelzle, Leiterin von Modus, und weist darauf hin, dass das Projekt bis zum Jahresende befristet ist. Der Bonner Stadtrat muss über den Fortbestand entscheiden. Für Alexandra Rusin vom Jobcenter Bonn steht fest: "Wir können es uns einfach nicht leisten, die jungen Frauen ohne Ausbildung zu lassen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Macrons Mann in Bonn
GA-Serie: Bonn International Macrons Mann in Bonn
Aus dem Ressort