Vorstand Roger Crook verliert seinen Job Post zieht Reißleine bei der Fracht

BONN · Postchef Frank Appel zieht angesichts millionenteurer Pannen bei einer Softwareumstellung in der Frachtsparte die Reißleine. Roger Crook, im siebenköpfigen Vorstand des Bonner Dax-Konzerns für das Arbeitsgebiet verantwortlich, verlässt den Konzern mit sofortiger Wirkung.

 DHL-Frachtmaschinen bei der Beladung: Eine Softwareumstellung in der Sparte sorgt für hohe Kosten.

DHL-Frachtmaschinen bei der Beladung: Eine Softwareumstellung in der Sparte sorgt für hohe Kosten.

Foto: dpa-Zentralbild

Appel selbst übernimmt vorübergehend dessen Job.

Aus "persönlichen Motiven" habe Crook (58) gestern sein Vorstandsmandat niedergelegt, hieß es in einer offiziellen Pressemitteilung der Post. Crook war seit 1988 in verschiedenen leitenden Funktionen im Konzern tätig, der Aufsichtsrat "dankte ihm für seinen langjährigen Einsatz und würdigte sein Engagement bei der Führung des Unternehmensbereichs in einem anhaltend herausfordernden Branchenumfeld".

Ein Engagement, das allerdings zuletzt nicht den gewünschten Erfolg zeigte. Auf der Bilanzpressekonferenz der Post im März hatte Appel einräumen müssen, dass die globale Speditions- und Frachtsparte zu einer teuren Baustelle im Konzern geworden ist. Seit drei Jahren müht sich die Post hier mit einer Systemumstellung von Geschäftsprozessen und der Datenverarbeitung, die bisher allerdings vor allem nur hohe Kosten verursacht.

"Die Systeme und Prozesse haben nicht so funktioniert wie erwartet", hatte Appel eingeräumt und "erhebliche Belastungen" auch für dieses Jahr aus der Systemumstellung angekündigt. Um 185 Millionen Euro oder knapp 40 Prozent war der Gewinn der Sparte 2014 eingebrochen, allerdings auch, weil die Frachtraten unter Druck standen.

Trotzdem hatte Crook für seine Arbeit im Geschäftsjahr 2014 höhere Bezüge eingestrichen als im Vorjahr. Laut Geschäftsbericht stiegen sie von 1,06 auf 1,12 Millionen Euro. Crook selbst hatte sich vor wenigen Wochen noch zuversichtlich gezeigt, die Probleme in den Griff zu bekommen: "Das Management arbeitet mit Hochdruck daran, die Umstellung erfolgreich abzuschließen."

Appel, der den Job jetzt selbst übernimmt, bis ein Nachfolger für Crook gefunden ist, hat Erfahrung mit dem globalen Frachtgeschäft. In seinen frühen Jahren im Postvorstand leitete er die Logistiksparte, zu der damals auch die Fracht gehörte.

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