Zielgruppe türkische Familien Online-Banking auf Türkisch

DÜSSELDORF/BONN/KÖLN · "Hallo! Merhaba!". Gleich zweisprachig - auf Deutsch und Türkisch - begrüßt der Energiekonzern Eon seit Ende November die Kunden auf der Internetseite seiner jüngsten Tochter Enerji Almanya.

 Die Sparkasse Köln/Bonn bietet in mehr als einem Dutzend Geschäftsstellen in Bonn und Köln eine türkischsprachige Beratung an.

Die Sparkasse Köln/Bonn bietet in mehr als einem Dutzend Geschäftsstellen in Bonn und Köln eine türkischsprachige Beratung an.

Foto: ga

Deutschlands größter Energieversorger hat türkische Familien und Betriebe in der Bundesrepublik als Zielgruppe entdeckt.

Auch andere deutsche Unternehmen - vor allem Telekommunikationsanbieter und Banken umwerben die türkische Gemeinschaft in Deutschland zunehmend. Der Grund ist einfach: Es gibt fast eine Million türkische Haushalte in Deutschland, wie Engin Ergün, Geschäftsführer der Ethno-Marketingagentur Ethno IQ, vorrechnet, allein 350 000 in Nordrhein-Westfalen. Ihre Konsumausgaben summieren sich Schätzungen zufolge auf rund 17 Milliarden Euro.

Die Idee, sich auf diese Zielgruppe zu spezialisieren ist zwar nicht neu, die Möglichkeiten jedoch noch lange nicht ausgeschöpft. Die Nase vorn beim Thema Ethno-Marketing habe ganz klar die Telekommunikationsbranche, erklärt Ergün. "Die Anbieter haben ihr Potenzial zu 80 Prozent ausgeschöpft." In anderen Branchen sehe es wesentlich schlechter aus.

Zu den ersten, der diesen Markt für sich entdeckt hat, gehört der Telekommunikationskonzern E-Plus, der inzwischen vom Rivalen Telefonica übernommen wurde. Mit seiner Tochter Ay Yildiz bietet das Unternehmen seit Jahren ein maßgeschneidertes Angebot für die Zielgruppe. Neben Flatrates für Deutschland sind dort ganz selbstverständlich auch solche für Gespräche in die Türkei im Angebot und Prepaid-Offerten, die für neun Cent Gespräche in alle türkischen Netze ermöglichen.

Auch die Deutsche Telekom bietet auf die Zielgruppe abgestimmte Mobil- und Festnetztarife an. "In unserem Fernsehangebot Entertain gibt es außerdem die Möglichkeit, eine türkischsprachige TV-Option dazu zu buchen", erklärt Unternehmenssprecher Georg von Wagner. Diese Option enthalte insgesamt sieben türkische Sender. Ob die speziellen Telefon-Tarife auch immer die günstigsten sind, ist eine andere Frage. Ergün bestätigt, dass Call-by-Call-Tarife, bei denen eine bestimmte Nummer für Auslandsgespräche vorgewählt wird, manchmal für Festnetzanrufe günstiger sind. "Allerdings haben viele Haushalte in der Türkei überhaupt kein Festnetz mehr. Gute Mobilfunktarife sind daher wichtiger", erklärt der Experte für Ethno-Marketing.

Auch die Targobank umwirbt bereits seit 2010 mit ihrem Angebot Bankadas (Bankfreund) die türkische Gemeinde - Beratung in der Muttersprache und kostenlose Überweisungen ins Heimatland unbegrenzt inklusive. War der Service anfangs nur in 60 Filialen erhältlich, so gibt es das Angebot inzwischen in 137 von 350 Targobank-Niederlassungen. In Köln, Bonn und Umgebung gibt es das Angebot insgesamt viermal: Drei Filialen davon in Köln, eine in Siegburg.

Die Sparkasse Köln/Bonn bietet dagegen in mehr als einem Dutzend Geschäftsstellen in Köln und Bonn eine türkischsprachige Beratung. Darüber hinaus gibt es Online-Banking auf Türkisch und bilinguale Werbemedien. "Außerdem schulen wir unsere Mitarbeiter für kultursensibles Banking", erklärt ein Sprecher. Die Deutsche Bank nennt ihr Angebot Bankamiz. Beratung auf Türkisch und fünf kostenlose Überweisungen in die Türkei pro Jahr gehören dazu. Allerdings ist Bankamiz bislang nur in 40 ausgewählten Filialen im Angebot.

Dazu gehört auch eine Kölner Filiale, in Bonn gibt es das Angebot nicht. Die Postbank bietet ihren Service bisher zwar nur in deutscher Sprache an, hat aber Informationsmaterial auf Türkisch.

Dass andere Branchen eher zurückhaltend sind, versteht Ergün nicht. Gerade im Online-Geschäft, ob Immobilien- oder Einkaufsportale, oder in der Versicherungsbranche könnten sich Angebote für Unternehmen durchaus lohnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Der Party-Professor
Wissenschaftler in Bonn Der Party-Professor
Zum Thema
Aus dem Ressort