Kommentar Nicht verzagen

Die deutsche Wirtschaft ist so beliebt, dass sie sich wieder unbeliebt macht: Die Exportleistung ist hoch, die Importe steigen auch. Aber weil viele Rohstoffe eingeführt werden, deren Preis zuletzt gesunken ist, legt der Wert der Importe nicht so schnell zu wie der der meist aus Fertigwaren bestehenden Exporte.

Die Folge ist ein Außenhandelsüberschuss auf Rekordniveau im Jahr 2014. Der wird im laufenden Jahr wohl nochmals getoppt werden. Denn vom schwachen Euro profitieren nicht nur die, denen die Europäische Zentralbank unter die Arme greifen will. Sondern eben alle Produzenten im Euroraum, auch die deutschen Exportsäulen von der Auto- über die Maschinenbau- bis hin zur Chemieindustrie.

Das Image der Deutschen, sie verkauften viel im Ausland, kauften dort aber wenig, saugten ihre Partner also aus, wird so verfestigt. Richtiger wird es nicht. Also: Nicht verzagen. Denn niemand wird gezwungen, eine Maschine aus hiesiger Produktion, ein Auto aus hiesigen Fabriken oder einen Schaltkreis der hiesigen Elektroindustrie zu kaufen.

Wenn all das so gut geht, dann weil gute Arbeit von Facharbeitern, Ingenieuren, Unternehmern und Verkäufern dahinter steht. Und weil Dienstleistungen mitgeliefert werden, die die Wettbewerbsfähigkeit abrunden. Wer etwa zusichern kann, ein Ersatzteil binnen 24 Stunden weltweit zu liefern und einzubauen, kann eben auch dafür sorgen, dass die Produktion beim Kunden nicht stillsteht. Der gesteht deshalb gern höhere Preise zu.

Natürlich bleibt Wirtschaft ein Geben und Nehmen. In der Eurozone ist das nahezu erreicht. Hier sind die Exportüberschüsse Deutschlands deutlich gesunken. Hier gibt es kaum noch Ungleichgewichte, auch weil die hiesigen Gewerkschaften in der Lohnpolitik zuletzt mehr Erfolg hatten. Wer jetzt noch meckert, sollte sich seine eigene Wettbewerbsfähigkeit vorknöpfen. In Frankreich und Italien ist noch einiges zu tun. Nur auf die Zentralbank und ihre Politik des schwachen Euro zu setzen, ist zu wenig.

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