Initiative der Industrie- und Handelskammern Mehr Geld für Straßen, Schienen und Wasserwege gefordert

KÖLN · Staus auf den Straßen sind heute schon an der Tagesordnung. Doch die derzeitigen Verzögerungen rund um die Leverkusener Brücke dürften nur ein Vorgeschmack sein auf das, was in einigen Jahren droht, wenn die Verkehrswege nicht ausgebaut werden, meint Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln.

Die IHK-Initiative Rheinland sieht eine gewaltige Verkehrswelle auf die Region zurollen. Die Zahl der LKW im Grenzverkehr werde bis 2025 von derzeit 36 000 auf 80 000 steigen, glaubt Kurt Schmitz-Temming, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg und aktueller Projektleiter Verkehr der Kammern im Rheinland.

Die Zahl der Güterzüge werde sich auf 525 mehr als verdoppeln und die Zahl der Schiffe auf dem Rhein steige von täglich 200, wenn auch um vergleichsweise bescheidene 30 Prozent. Seine Schlussfolgerung: "Wir brauchen jetzt mehr Geld für Brücken, Schienen und Straßen im Rheinland". Wenn die Politik nicht handele, lasse sich der Verfall der Infrastruktur nicht mehr stoppen.

Im Rheinland steige die Zahl der Einwohner, lautet eine Begründung für mehr Verkehr. Vor allem aber die Nordseehäfen Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam (Zara) erwarteten ein gewaltiges Güterplus. Hier werden derzeit 763 Millionen Tonnen umgeschlagen.

2030 erwartet die Häfen 1,24 Milliarden Tonnen. Und die Kammern haben kaum Zweifel, dass es so kommt. Die Häfen planten mit diesen Zahlen und investierten entsprechend, so Schmitz-Temming. Und schließlich würden über diese Häfen nicht nur West-, sondern auch Süd- und Südosteuropa versorgt. Der Im- und Export Italiens liefe auch über die Zara-Häfen.

Selbst wenn die Zahlen die genaue Entwicklung nicht abbilden sollten, müsse mehr Geld in die Infrastruktur fließen, so Monika Frohn, Verkehrsreferentin der IHK Aachen und künftige Projektleiterin Verkehr der Rheinlandkammern. "Ein einziger Zug mehr ist schon zu viel für die Strecke Köln-Aachen", so Frohn.

Dringenden Ausbaubedarf sehen die Rheinlandkammern vom Niederrhein bis Bonn und von Aachen bis Wuppertal bei 20 Verbindungen auf der Straße oder der Schiene. Oben auf der Liste stehen die Fortführung des "Eisernen Rheins" von Antwerpen entlang der A 52 oder der A 44 bis zu den Binnenhäfen im Rheinland sowie die Fortführung der Betuwe-Linie von Rotterdam auf deutscher Seite bis Oberhausen.

Dann sollte die Zugstrecke von Aachen nach Düren dreigleisig ausgebaut werden und der Eisenbahnknoten Köln an der Steinstraße ertüchtigt werden. An fünfter Stelle der Wunschliste steht eine Vertiefung des Rheins bis Bonn auf 2,80 Metern.

Alle aufgelisteten Projekte - darunter auch kleinere Maßnahmen wie der Lückenschluss der A 1 in der Eifel zwischen Kelberg und Blankenheim - verlange Investitionen von vier Milliarden Euro. Dazu kämen freilich noch drei Milliarden für die Sanierung von Brücken im Fernstraßennetz sowie 2,5 Milliarden Euro für 160 Bahnbrücken, die erneuert werden müssten.

Insgesamt seien 9,5 Milliarden Euro aufzuwenden. Damit das Rheinland fit für die Zukunft werde, so Soénius, brauche es schnellstmöglich Planungsrecht. Auch eine Verkürzung des Klageweges könne helfen.

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