Kölner Chemiekonzern Lanxess schließt Kündigungen nicht aus

KÖLN · Der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess reagiert mit einer strategischen Neuausrichtung, der Zusammenlegung von Sparten und einem Personalabbau auf die Schwierigkeiten im Geschäft.

 Erst seit einem Jahr in Köln ansässig: Lanxess.

Erst seit einem Jahr in Köln ansässig: Lanxess.

Foto: dpa

"Wir können auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen", sagte der neue Vorstandschef Matthias Zachert am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in Köln.

Zahlen zum geplanten Personalabbau wollte Zachert nicht nennen, auch keine Größenordnung. Lanxess beschäftigt weltweit knapp 17.000 Männer und Frauen, davon rund 7800 in Deutschland, vor allem in Leverkusen, Dormagen und der Kölner Hauptverwaltung. Bis zur Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal am 6. November sollen alle Details geklärt sein, mit den Arbeitnehmervertretern sei einstweilen Stillschweigen vereinbart. "Daran halte ich mich", sagte Zachert.

Zachert ließ aber durchblicken, dass in Deutschland vor allem die Kölner Hauptverwaltung vom Stellenabbau getroffen wird, während auf der Produktionsseite ausländische Standorte im Fokus stehen. Im Ausland produziert Lanxess Kautschuke für die Reifenindustrie, und das ist auch das Geschäftsfeld mit den größten Problemen.

Bereits im vergangenen Jahr war Lanxess wegen der Absatzkrise der Autoindustrie und der starken Abhängigkeit von diesem Geschäft in Schieflage geraten. Der langjährige Vorstandschef Axel Heitmann, seit der Abspaltung vom Bayer-Konzern vor zehn Jahren bei Lanxess am Ruder, musste seinen Posten räumen.

Zachert konnte am Mittwoch keine Entwarnung geben. Neue riesige Kautschuk-Anlagen von Konkurrenten in China und Singapur "werden das Fahrwasser noch schwerer machen", erläuterte der Lanxess-Chef. Die zusätzlichen Kapazitäten von 160 000 Tonnen pro Jahr entsprächen zehn Prozent des Weltmarktes. Lanxess will deshalb die vorübergehende oder völlige Stilllegung von Werken prüfen. "Der Preisverfall ist immer noch stark", sagte Zachert.

Auch organisatorisch baut Zachert Lanxess um. Mehrere Kunststoffsparten, die überwiegend die gleichen Kunden haben, sollen zu Beginn nächsten Jahres zusammengelegt werden. Werner Breuers, im Vorstand für zwei Kunststoffsparten verantwortlich, verlässt das Unternehmen. Die Position soll aber binnen Jahresfrist wieder besetzt werden.

Auch Konzernverwaltungseinheiten sollen zusammengelegt oder zurück in die Sparten verlegt werden. Die Zahl der Geschäftsbereiche verringert sich von 14 auf zehn. "Wir bekommen mehr Kundennähe und können schneller reagieren", begründete Zachert die geplanten Maßnahmen.

Im zweiten Quartal ging der Umsatz von Lanxess trotz größerer Absatzmengen leicht zurück. Der Grund waren sinkende Preise. "Auch der starke Euro macht uns zu schaffen", sagte Zachert, der auf eine längere Durststrecke einstimmte. Dass sich das Ergebnis deutlich verbessert habe, liege vor allem an Sonderbelastungen im Vorjahr, betonte er.

An der Börse kamen die Pläne des neuen Vorstandschefs gut an. Während der Deutsche Aktienindex nachgab, legte die Lanxess-Aktie um mehr als drei Prozent zu.

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