Banken investieren ins digitale Geschäft Kreditberatung im Videochat

KÖLN · In einem weißen Kubus, der von Filiale zu Filiale reist, demonstriert die Deutsche Bank derzeit in NRW, wie Bankgeschäfte in der Zukunft erledigt werden können.

 Bankkunden erwarten heutzutage mehrere Zugangskanäle.

Bankkunden erwarten heutzutage mehrere Zugangskanäle.

Foto: dpa

Einloggen mit dem Fingerabdruck auf dem Smartphone, und schon hat der Kunde Zugriff auf sein Konto. Eine Foto-Tan macht Überweisungen einfacher und sicherer. Kunden können Daueraufträge verwalten, auf ihr elektronisches Postfach zugreifen und sich in einem Finanzplaner einen Überblick über Ein- und Ausgaben verschaffen, auf einen Klick sortiert in die Bereiche Wohnen oder Auto und in Grafiken dargestellt.

Gezeigt werde ein "Zwischenstand", so Stefanie Heberling, die Regionalleiterin für Privat- und Firmenkunden in der Region Köln/Bonn/Aachen. Die Entwicklung gehe weiter. 200 Millionen Euro steckt die Deutsche Bank in das digitale Bankgeschäft mit Privat- und Firmenkunden. Filialen soll es allerdings nicht ersetzen. Die Kunden wünschten einfach mehrere Zugangskanäle. Dabei informieren sich heute schon viele häufig im Netz, andere nehmen auf Facebook Kontakt zur Bank auf und bekommen derzeit im Schnitt in vier Minuten eine Antwort, so Heberling.

"Komplexe Beratung gibt es weiterhin vor Ort", betont sie. An den rund 750 bundesweiten Filialen werde festgehalten. Der Ausbau des Online- und Mobile-Banking stehe bei Banken und Sparkassen ganz oben auf der Liste der kurz- und mittelfristigen Maßnahmen, heißt es in der Trendstudie Bank & Zukunft 2014 des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation. Die Institute müssten sich grundlegende Gedanken über ihr Geschäftsmodell machen, Kundenzentrierung als zentrale Aufgabe sehen und die Beraterqualität verbessern.

Das Erzielen von Skaleneffekten durch Fusionen schaffe nicht auf Dauer Erleichterung. Und dabei bewegten sich die Banken in einem schwierigen Umfeld mit niedrigen Zinsen, hohen Anforderungen durch die Regulierung und scharfer Konkurrenz durch die etablierten Anbieter und Internetkonzerne wie Google oder Apple, die mit eigenen Bezahlsystemen auf den Markt drängen.

Beratungen am Telefon oder auch im Chat sind heute schon Standard. Und natürlich kommt der Berater auf Wunsch auch zum Kunden nach Hause. Die HypoVereinsbank und die Kreissparkasse Köln bieten auch Beratung per Video. So lassen sich auch Experten etwa für eine komplexe Baufinanzierung schnell erreichen. Bei der HypoVereinsbank sind sie etwa werktags und an Wochenenden bis 22 Uhr erreichbar.

Dafür wird bei dem Institut allerdings der Weg zur Filiale für viele Kunden etwas weiter. Die HypoVereinsbank macht bis Ende 2015 240 ihrer 580 Filialen zu. Das Institut spart, es reagiert nach eigenen Angaben aber auch darauf, dass immer mehr Kunden Online-Banking nutzen und seltener in die Filialen kommen. Die verbliebenen Filialen sollen allerdings kräftig modernisiert werden. Zumindest was die Umgestaltung der Filialen angeht, liegt die HypoVereinsbank im Trend.

Modernisierung der Filialen sowie der weitere Ausbau von SB-Angeboten im stationären Bereich stehe auf der Agenda der Banken, heißt es in der Trendstudie Bank & Zukunft 2014. Wie das aussehen könnte, lässt sich bei der Deutschen Bank in Berlin in der Friedrichstraße besichtigen: Eine Filiale ohne Barrieren, ohne Counter, Berater und Kunde begegnen sich auf Augenhöhe. Vielleicht sogar eher zufällig.

Die Filiale, so die Deutsche Bank, lädt ein, Pause von der Hektik des Alltags zu machen. Die Lounge bietet ausgewählte Leckerbissen, ein Trendshop Designerprodukte. Und wer sich über Altersvorsorge oder Baufinanzierung aufklären lassen möchte, kann seine Kinder in der Zeit in der Kids' Corner betreuen lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Hendrik Hakenes ist Finanzprofessor an der
Der Party-Professor
Wissenschaftler in BonnDer Party-Professor
Aus dem Ressort