Kommentar Keine Spielwiese

Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass auch das Finanzamt irgendwann im Internetzeitalter ankommen muss. Doch Vorsicht ist geboten, wenn Bund und Länder sich nun so ehrgeizige Ziele bei der vollautomatischen Bearbeitung von Steuererklärungen setzen.

Im Südwesten schafft es "Kollege Computer" gerade einmal, fünf bis sieben Prozent aller Steuerfälle allein zu erledigen. Und das, obwohl alle Steuerakten, wenn nötig, gescannt werden und daher in digitalisierter Form vorliegen. Die niedrige Fallzahl hat Gründe: Die Softwareprogramme sind noch nicht ausgereift. Die Rechnungsprüfer monieren es regelmäßig: Dem Computer gehen Fälle durch die Lappen, die bei einem erfahrenen Finanzbeamten längst die Alarmglocken hätten schrillen lassen. Es ist noch ein weiter Weg, bis bei einer namhaften Fallzahl von Steuerakten der Mensch entbehrlich ist.

Offensichtlich vertrauen auch die Finanzminister den neuen technischen Möglichkeiten nur eingeschränkt: Sonst würden sie ja nicht planen, dass bei "vollautomatisch" bearbeiteten Fällen der Bescheid zu Ungunsten des Bürgers noch einmal geändert werden kann. Grundsätzlich sollte sich der Staat nicht zu sehr von dem Gedanken leiten lassen, dass das Personal im Finanzamt teuer und schwierig zu finden ist. Es geht schließlich um einen verantwortungsvollen Umgang mit den Steuergeldern der Bürger. Da kann sich kein Politiker unausgereifte Lösungen leisten.

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