3. Bonner Karrieretag Impulse und Ratschläge für die Karriere

BONN · Für Patrick Matuschek ist es die erste Bewerbung. "Im Internet steht viel darüber, wie man sie schreibt. Zu viel", sagt der 29-jährige Physiker, der gerade sein Studium abgeschlossen hat.

 Mehr als 30 Unternehmen präsentierten sich beim 3. Bonner Karrieretag. Für die Besucher gab es kostenlose Beratungen.

Mehr als 30 Unternehmen präsentierten sich beim 3. Bonner Karrieretag. Für die Besucher gab es kostenlose Beratungen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Deswegen legt er die Mappe GA-Ausbildungsleiter Andreas Dickmann beim dritten Bonner Karrieretag im Telekom-Dome vor. Dort konnten sich gestern die etwa 3000 Besucher nicht nur kostenlos an Ständen von Unternehmen informieren, sondern sich auch Vorträge anhören und kostenlos beraten lassen.

Dickmann riet Matuschek, auf jedem Blatt der Bewerbung ein einheitliches Layout zu benutzen. "Die Abstände sollten immer gleich sein, es darf nicht zu viel Leerraum entstehen", so Dickmann. Als letzter Satz sollte unter dem Bewerbungsschreiben nicht nur "Mit freundlichen Grüßen" stehen. Gut sei, noch "Über eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch würde ich mich freuen" anzufügen. Eine hundertprozentige Bewerbung gebe es nicht. "Die Geschmäcker sind bei jedem Personaler verschieden", sagte Dickmann.

Was den Unternehmen gefällt, und was nicht, konnten die Besucher vor Ort an den mehr als 30 Ständen erfragen. Viele hatten ihre Bewerbungen schon mitgebracht. "Als Bundesbehörde nehmen wir keine Initiativbewerbungen an, bei uns muss es Ausschreibungen geben", erklärte Bernhard Lube von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, die ihren Sitz in Bonn hat. Beim Discounter Aldi ist das einfacher. "Wer bei uns arbeiten möchte, kann die Filialleiter vor Ort direkt ansprechen", sagte Regionalverkaufsleiterin Sandy Lettau.

Ebenso wie der Konkurrent Lidl, der nur einen Stand weiter war, setzt das Unternehmen darauf, den Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu rücken. "Das Personal gibt sich nicht mit Geld und einem Dienstwagen zufrieden, die Mitarbeiter wollen sich entwickeln und weiterkommen", so Verkaufsleiter Alexander Wolff. Die selben Erfahrungen machte auch der Automobilzulieferer Kautex, der zur internationalen Textron-Unternehmensgruppe gehört. "Der Vorteil bei einer breit aufgestellten Firma ist, dass es viele Möglichkeiten für die Arbeitnehmer gibt", sagte Personalentwicklerin Anette Marx.

Beispielsweise biete das zweijährige und internationale Traineeprogramm Stationen in Mexiko und Nordamerika. Bei der Telekom-Tochter T-Systems war man bei den Karrieretagen gezielt auf der Suche nach gut ausgebildeten IT-Fachkräften, an denen es derzeit mangele. Der Werbespruch: "1000 Jobs, 1000 Möglichkeiten."

Bei insgesamt 13 Vorträgen referierten Experten über die verschiedensten Themen: Sylvia Knecht zeigte Chancen und Potenziale für Berufswechsler auf, Personal-Coach Achim Sauerschnig berichtete von der "mentalen Stärke im Bewerbungsprozess".

Die Bonner Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe, die beim Karrieretag einen Rundgang machte, sah Flexibilität als Schlüssel für Mitarbeiterwerbung. "Der Mensch will nicht mehr alles für Arbeit und Karriere opfern", erzählte sie. Die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf werde immer wichtiger. Kleine und mittelständische Unternehmen hätten es da schwieriger als große Konzerne, weshalb sie kreativer und persönlicher sein müssten.

Das Konzept "Karrieretag" sah sie als gute Ergänzung zu Online-Jobbörsen, einfachen Messen und der städtischen Arbeitsvermittlung. "Wir leben in einer Wachstumsregion, hier gibt es gute Arbeitgeber und gute Arbeitskräfte", sagte Appelbe. Das Matching, also wie beide Seiten zusammenfinden, werde aber durch die Vielfältigkeit nicht unbedingt leichter. Eine Herausforderung sei, nicht nur Topleute zu vermitteln, sondern auch die Sockelarbeitslosigkeit zu senken.

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