Wachstumsmarkt in Bonn und der Region Immer mehr Ausländer lassen sich ärztlich behandeln

KÖLN/BONN · Ein Wachstumsmarkt: Immer mehr Ausländer lassen sich in der Region ärztlich behandeln

 Vom einfachen Gesundheitscheck bis zur komplizierten Operation reichen die medizinischen Leistungen, die Kliniken in der Region speziell für ausländische Patienten anbieten.

Vom einfachen Gesundheitscheck bis zur komplizierten Operation reichen die medizinischen Leistungen, die Kliniken in der Region speziell für ausländische Patienten anbieten.

Foto: dpa

Zweistellige Wachstumsraten erreichen nicht viele Wirtschaftssegmente in Deutschland. Ein solcher Wachstumsmarkt ist aber die Krankenhausbehandlung von Patienten aus dem Ausland. Von 2011 auf 2012, neuere Zahlen liegen nicht vor, stieg die Zahl der stationären Patienten aus dem Ausland von knapp 83 000 auf 90 000, ambulant therapieren ließen sich 134 000 nach 123 000 Patienten im Vorjahr, so Jens Juszczak von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Ebenfalls um zehn Prozent seien die Erlöse auf 1,1 Milliarden Euro gestiegen. Das ist noch ein Nischenmarkt, Experten rechnen bei ausländischen Patienten mit weiterhin hohen Wachstumsraten.

Gut positioniert sind dabei Kliniken in der Region. Krankenhäuser in Köln, Bonn und Düsseldorf seien die wichtigsten Akteure in NRW bei der Behandlung von Patienten aus Nicht-EU-Ländern, so Juszczak. Weil die Kundengruppe attraktiv ist und das Geschäftsfeld als lukrativ gilt, stehen sie freilich im Wettbewerb mit so ziemlich allen anderen großen Klinikstandorten der Republik.

Wie viele Patienten in der Region behandelt werden, lässt sich kaum sagen. Deutlich über 1000 Patienten pro Jahr fänden ihren Weg nach Köln über große Patientenvermittler, sagte Gregor Gosciniak von KölnTourismus. Die unterstützen russische Patienten, die in der Regel selbst die Behandlungskosten tragen. Für Russen tätig werden aber auch kleinere Vermittler, die nicht mitteilen, wie viele Patienten sie betreuen. Andere Kranke kümmern sich selbst um Klinikplatz und Anreise. Wichtigstes Marketinginstrument, so Juszczak, sei hier das Internet.

Die Gesundheitsregion präsentiert sich aber auch auf Messen, mit Broschüren und nimmt Kontakt zu Ärzten oder Krankenhausdirektoren in den Zielländern auf. "Die Werbung funktioniert wirklich gut", sagte Gosciniak von KölnTourismus. Lob für das Kölner Marketing gibt es auch von Juszczak von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Bonn sei zwar ein Pionier bei der Behandlung von Patienten aus dem Ausland gewesen. Das Marketing in Köln sei inzwischen besser, Bonn wolle aber wieder aufholen, auch mit einer neuen Broschüre.

Nach Bonn kommen vor allem Patienten aus dem arabischen Raum. Das war schon so, als Bonn noch Bundeshauptstadt war. Patienten aus dem arabischen Raum werden nämlich laut Juszczak zu 80 Prozent von Botschaften oder über Konsulate vermittelt. Bei ihnen trägt der Staat auch die Behandlungskosten. Vor allem in Bad Godesberg ist die Nutzung von Wohnraum für die Unterbringung der Medizintouristen immer wieder ein Anlass für Diskussionen.

Mit ausländischen Patienten erzielen Kliniken Einnahmen außerhalb der mit Krankenkassen verhandelten Budgets, sagte Juszczak. Die Kliniken könnten diese Mittel auch frei verwenden. Das ist attraktiv. Außerdem bekämen sie die Gelegenheit, wissenschaftlich interessante, seltene Krankheiten behandeln. Und wer Patienten aus aller Welt heile, steigere sein Renommee und werde attraktiver auch für deutsche Patienten.

Wie hoch die Behandlungskosten sind, lässt sich kaum schätzen. 5000 bis 10 000 Euro nennt Gosciniak vage als Durchschnittswert. Komplizierte Operationen seien deutlich teurer, ein einfacher Gesundheitscheck deutlich billiger. Köln biete alles von der Behandlung von Fehlsichtigkeit im Augenzentrum bis zu komplizierten Eingriffen in Unikliniken. Ähnlich groß ist das Spektrum in Bonn. Beide punkten auch mit kurzen Wegen. Köln sei auch touristisch sehr attraktiv etwa mit dem Dom, so Gosciniak. Patienten aus dem Ausland kommen nämlich selten allein. Russische Patienten bringen oft einen Partner mit, arabische kommen mit der Familie. Die Begleiter machen Urlaub oder gehen einkaufen und lassen zusätzliches Geld in der Region, so Gosciniak. Luxusgüter seien in Deutschland deutlich billiger als in Russland.

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