Teldafax-Prozess "Ich übernehme die Verantwortung"

BONN · Wer am Montag im Prozess gegen die drei ehemaligen Manager des Troisdorfer Billigstromanbieters Teldafax ein reumütiges Geständnis erwartet hatte, wurde enttäuscht.

Der frühere Vorstandsvorsitzende Gernot K. war als einziger Angeklagter bereit, sich zu den Vorwürfen zu äußern, nachdem die 9. Bonner Wirtschaftsstrafkammer dem 52-Jährigen vor Prozessbeginn eine Bewährungsstrafe in Aussicht gestellt hatte im Falle eines glaubhaften Geständnisses. Doch was Gernot K. schließlich in einer langen Erklärung vortrug, um "zur Aufklärung beizutragen", klang eher wie eine Rechtfertigung seines Verhaltens.

Und dem Eingeständnis, dass der Billigstromanbieter dem Kundenansturm und den aus den vielen verschiedenen Tarifvertragsvarianten resultierenden logistischen Herausforderungen nicht gewachsen war. Zwar gab der promovierte Physiker zu, dass zunächst kein Insolvenzantrag gestellt und die Buchführung schon seit 2008 nicht mehr ordentlich geführt worden sei. "Hierfür übernehme ich die Verantwortung", erklärte der letzte Vorstandsvorsitzende der Firma, dem die Anklage genauso wie den beiden Ex-Vorstandskollegen Klaus B. (59) und Michael J. (61) Insolvenzverschleppung, gewerbsmäßigen Betrug in 241 Fällen und Bankrott in vier Fällen vorwirft.

Aber obwohl Gernot K. im Laufe seiner Erklärung immer wieder versichert, Verantwortung für den einen oder anderen Punkt zu übernehmen, stellt er doch indirekt auch immer wieder klar, dass er nicht der eigentlich Verantwortliche sein kann: Er habe sich als Technikvorstand auf den Finanzvorstand verlassen - und auf die Meinungen von vielen eingeschalteten Experten, die teils sehr unterschiedliche, ja sogar widersprüchliche Einschätzungen zum finanziellen Zustand des Unternehmens abgegeben hätten.

So sei er sich aus heutiger Sicht nicht sicher, ob überhaupt eine Pflicht zu Einreichung eines Insolvenzantrags bestanden habe. Das aber sieht die Staatsanwaltschaft völlig anders. Den Angeklagten sei bewusst gewesen, dass die angebotenen "Paketpreise" insgesamt nicht kostendeckend gewesen seien und sich die wirtschaftliche Lage der Holding und ihrer Tochtergesellschaften durch die abgeschlossenen Verträge weiter verschlechtern würde, sind die Ermittler sicher.

In den angeklagten 106 Fällen sei den Kunden ein Schaden in Höhe von insgesamt knapp 86 000 Euro entstanden. In weiteren 135 Fällen hätten die Angeklagten eine verzögerte Bearbeitung von Rückzahlungsforderungen und einen Schaden von weiteren knapp 98 000 Euro zu verantworten. Der angeklagte Schaden beträgt 185 000 Euro. Tatsächlich ist er bei 500 000 Geschädigten wesentlich höher - aus prozessökonomischen Gründen wurde nur ein Teil angeklagt.

"Ich räume ein, Bilanzen nicht richtig fertiggestellt zu haben", erklärte K. schließlich. Zu den Betrugsvorwürfen sagte er, er sei aufgrund der Expertenmeinungen sicher gewesen, "dass die kritische Situation beherrschbar war". Und beteuerte: "Ich wollte Kunden keinen Schaden zufügen. Und es tut mir leid, das Mitarbeiter ihre Jobs verloren haben." Seine beiden Mitangeklagten, die zu ihm auch in den Prozesspausen Distanz halten, hörten ihm schweigend zu.

Bevor dieser zweite Prozesstag beginnen konnte, sorgte allerdings das Bekenntnis eines Schöffen für Irritationen und überdies einen Befangenheitsantrag seitens der Verteidigung: Der Laienrichter war eine Zeit lang Teldafax-Kunde gewesen - jedoch ein zufriedener. Und da er nicht zu den Geschädigten gehörte, wies das Gericht den Antrag zurück mit der Begründung, dass in diesem Fall die Besorgnis der Befangenheit des Schöffen nicht gegeben sei.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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