Einzelhandel in Siegburg H&M bald am Marktplatz

SIEGBURG · Im Dezember hatte Wilfried Kranz die Verhandlungen für gescheitert erklärt. Beendet waren sie damit aber offensichtlich nicht. Denn am Dienstag verriet die Erbengemeinschaft, wer in ihr seit 2011 am oberen Markt geplantes Wohn- und Geschäftshaus "Quartier Reichenstein" einzieht: "Es ist H&M geworden."

Am Vortag habe die Hoteliers-Familie den Vertrag mit dem schwedischen Modekonzern unterschrieben. Wenn alles nach Plan läuft, soll die Filiale Ende 2015 oder Anfang 2016 mit 20 bis 30 Mitarbeitern eröffnen und damit den Siegburger Einzelhandel bereichern.

Zähe Verhandlungen liegen hinter der Familie Kranz. Dass die Forderungen der beliebten Modekette hoch sind, ist allgemein bekannt. Daran war vor zwei Jahren auch der Versuch der Hülster GmbH gescheitert, H&M für Siegburg zu gewinnen. Sie gab letztlich der Drogeriekette Müller den Zuschlag für das ehemalige Wehmeyer-Gebäude.

"Es gibt schon genug Ein-Euro-Läden", erklärt Wilfried Kranz, warum er, seine Söhne und Neffen "alles versucht haben, einen Weg zu finden", den Textiler an die Kreisstadt zu binden. Am Ende dieses langen, steinigen Weges steht nun ein Mietvertrag über zehn Jahre mit der Option auf viermalige Verlängerung um fünf Jahre.

Als Initialzündung bezeichnet Bürgermeister Franz Huhn die Vertragsunterzeichnung: "Wir haben seit Jahren darum gekämpft, "Junge Mode" nach Siegburg zu holen." Der Vertragsabschluss der Familie Kranz setze ein deutliches Ausrufezeichen hinter eine gute Entwicklung, die die Einkaufsstadt Siegburg in den zurückliegenden zwei Jahren gegangen sei.

So haben sich Modemarken wie Tom Tailor, Marco Polo, Gina Laura oder G-Star in der Kreisstadt niedergelassen und Leerstände gefüllt. "Ganz Siegburg wird zu einer Einkaufsgalerie ohne Dach", freut sich Huhn, der vor vier Jahren mit der Idee eines ECE-Einkaufszentrums am Bürgerwillen gescheitert war.

Der Bürgermeister hofft, dass die neue, für Siegburg so wichtige Verkaufsfläche im "Quartier Reichenstein" auch Signalwirkung für das ehemalige Goldberg-Areal zeitigt. Dort steht, wie berichtet, seit längerem Peek & Cloppenburg in den Startlöchern. Einzig der noch zwei Jahre laufende Mietvertrag mit der Schuhkette Reno verhindere einen Neubau.

Auf dem Areal, auf dem Wilfried Kranz mit seinen Eltern 1954 das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Hotel Reichenstein wieder aufgebaut hat, rollt im Oktober der Abrissbagger an.

"Ende September ziehen die letzten beiden Mieter aus", sagt Rüdiger Kranz. Ab Oktober beginnt der Abriss. "Unser Ziel ist es, dass das Haus innerhalb von zwölf Monaten steht", ergänzt sein Bruder Bernd. Der Neubau in Niedrigenergiebauweise soll Anfang 2015 beginnen. Neben einer Ladenfläche von 2000 Quadratmetern auf drei Ebenen sind zehn Wohneinheiten auf zwei Etagen geplant. Eine Zufahrt zu den neun Parkflächen besteht durch den bereits gebauten Tunnel über die Bergstraße .

Ende 2015 will die Erbengemeinschaft, die einen hohen Millionenbetrag investiert, die Geschäftsfläche an H&M übergeben. Anfang 2016 sollen dann auch die Wohnungen, die 60, 120 und mehr als 120 Quadratmeter groß sind, bezugsfertig sein. Die Familie, die zehn Jahre auf den Neubau hingearbeitet hat, lobt die gute, planerische Zusammenarbeit mit der Stadt: "Nur so haben wir unser Ziel vom Baubeginn 2014 erreicht."

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