Outlet-Start in Bad Münstereifel Gute Luft statt Designermode

BAD MÜNSTEREIFEL · Sechs Wochen nach dem Outlet-Start in Bad Münstereifel: Die Kunden vermissen starke Marken, doch die Gastronomie floriert.

Noch treibt die Besucher von außerhalb vor allem die Neugier nach Bad Münstereifel: Sie wollen sich das erste Outlet Center, das in Deutschland in eine historische Innenstadt integriert wurde, anschauen. Vor etwa sechs Wochen wurde das oft kritisierte Center in Bad Münstereifel mit Pauken, Trompeten und dem wohl bekanntesten Bewohner des Städtchens, Heino, eröffnet. Jetzt flanieren bei strahlendem Sonnenschein um die Mittagszeit sichtlich mehr Besucher durch die kleinen Gassen als vorher. Doch hat das Center Potenzial, die Kunden langfristig anzuziehen?

Von Seiten der Besucher klingt zum Teil deutlich Skepsis durch: "Wir sind regelmäßig hier. Es ist ein sehr sympathisches Städtchen", sagt Maria Kluth aus Euskirchen. Doch was die Marken betrifft, fehle ihr deutlich der Anreiz. Die vorhandenen Läden gäbe es überall. "In Euskirchen kann ich besser einkaufen." Christine Kubes aus Köln ist ebenfalls "nicht begeistert": "Jetzt weiß ich, warum mein 17-jähriger Enkel nicht hierher wollte." Gekauft habe sie nur ein Brot und etwas Wurst auf dem Markt.

Auch Ralf Verheyen aus der Nähe von Mönchengladbach weiß nicht, ob er wiederkommt: "Der Weg, fast 100 Kilometer, lohnt sich für mich eigentlich nicht. Das Outlet Center in Roermond ist deutlich größer, näher und hat an allen Sonntagen geöffnet." Das Markenangebot wurde bereits im Vorfeld der Eröffnung kritisiert. Auch den Betreibern reicht es anscheinend noch nicht: Das Centermanagement plant nach eigener Aussage weitere Shops. "Auch hochwertigere Damenmode", erklärt Center-Betreiber Thomas Reichenauer von ROS-Retail Outlet Shopping. Das Unternehmen mit Sitz in Wien ist ein Beratungs- und Centermanagement-Unternehmen mit Schwerpunkt Designer Outlet.

Auch die Sonntagsöffnungen wurden bereits mehrfach diskutiert: Hier sieht es für die Betreiber des Centers im Moment nicht gut aus. Hatten sie sich doch eigentlich gewünscht, an 40 Sonntagen im Jahr öffnen zu können, sind es in diesem Jahr nur vier. Das Management prüft derzeit, welche Möglichkeiten es gibt: "Wir versuchen die Situation zu verbessern", so Reichenauer.

Die Stadt Bad Münstereifel teilt auf Anfrage mit, dass eigentlich eine Gesetzesänderung in NRW nötig sei, um dem Wunsch der Betreiber nachzukommen: "An 40 Sonntagen dürfen zur Zeit nur Läden öffnen, die ortstypische Dinge verkaufen, wie Souvenir, oder Produkte, die auch an Tankstellen zu erwerben sind", sagt Stadtsprecherin Marita Hochgürtel. Das sei landesrechtlich in NRW so festgelegt. Ansonsten gebe es nur vier verkaufsoffene Sonntage, die per Ratsbeschluss in jeder Kommune festgelegt würden. Die Stadt selbst könne daran nichts ändern.

[kein Linktext vorhanden]Es gibt auch lobende Worte von Seiten der Besucher: Viele sagen "sehr schön", aber meinen damit vor allem "die Stadt", "die gute Luft" und "die Gastronomie", fragt man genauer nach. Letztere profitiert von der gestiegenen Frequenz vor Ort. Es drängt sich jedoch der Eindruck auf, in den Cafés und Restaurants herrscht mehr Treiben als in den Outlet-Shops selbst.

Die Tische sind bei strahlendem Sonnenschein draußen fast alle besetzt. "Unser Umsatz hat sich mindestens verdoppelt", schwärmt Günter Portz geradezu. Er ist Inhaber des Café-Restaurant "Printenhaus". So gut sei das Geschäft seit Jahren nicht gelaufen. "Und vielleicht kommen nach einem Jahr nach und nach dann auch die 'dicken' Marken." Über zusätzliche Läden würde er sich natürlich freuen. Schließlich bringen sie noch mehr Kunden. Zurückhaltender ist Gastronom Michael Griese, Inhaber des Bistro "Tapferes Schneiderlein". Auch er mache natürlich deutlich mehr Umsatz als vor der Eröffnung. Doch wäre die Situation geblieben, wie sie vorher war, hätte er schließen müssen. "Vor allem die erste Woche war klasse, seitdem geht es wieder leicht zurück", sagt er rückblickend auf die ersten Wochen.

Wie viele Besucher seit der Eröffnung dem Outlet Center tatsächlich einen Besuch abgestattet haben, bleibt vorerst wohl ein Geheimnis. Wenige Tage nach der Eröffnung verkündete das Centermanagement stolz 70 000 Besucher. Jetzt, nur wenige Wochen später, will sich Reichenauer zu Zahlen nicht mehr äußern. Das Centermanagement kommentiert nur: "Wir sind sehr zufrieden" und, dass das Ziel von einer Million Besucher pro Jahr weiterhin bestehen bleibe.

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