Nach Haribo-Absage Gewerbeflächen in Rheinbach sollen an Mittelständler vermarktet werden

RHEINBACH · Nach der Entscheidung von Haribo für einen neuen Standort auf der Grafschaft geht in Rheinbach die Welt nicht unter. Rund zehn Jahre hatte die Stadt 30 Hektar Gewerbefläche an der Autobahn für den Bonner Süßwarenhersteller reserviert - immerhin ein Fünftel der Gesamtfläche von 150 Hektar.

"Allerdings nicht nur für eine Lagerhalle mit wenigen Arbeitsplätzen", betont Bürgermeister Stefan Raetz. Als das Unternehmen nicht garantieren konnte, auch die Produktion nach Rheinbach zu verlagern, dachte man um. Die einst für Haribo reservierten Flächen werden nicht zu Brachland, jetzt greift Plan B.

Und der sieht laut Robin Denstorff, dem Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft (WFEG), so aus: "Wir wollen Stabilität in unserer Gewerbelandschaft und nicht am Tropf eines Großunternehmers hängen."

Das Gewerbegebiet, das sich in vier Abschnitten zwischen Hochschulviertel, Umgehungsstraße und Autobahn am nordöstlichen Stadtrand ausdehnt, umfasst insgesamt 150 Hektar. Die ersten beiden Abschnitte im Norden der Stadt (80 Hektar, etwa 300 Betriebe mit rund 2400 Beschäftigten) sind fast voll vermarktet. Bleiben noch 70 Hektar, die nach Ansicht von Raetz und Denstorff ideal für mittelständische Handwerksbetriebe sind.

"Wir könnten uns vorstellen, dass die Flächen für den Dachdecker, den Fliesenleger oder den Gartenbauer, der sich in der Innenstadt nicht mehr entwickeln kann, interessant sind", sagt Denstorff. Er versteht sich allerdings nicht als "bloßer Grundstücksverkäufer", er will dem Interessenten ein Gesamtpaket anbieten. Darin ist er sich mit Raetz einig. Der Bürgermeister sagt: "Rheinbach profitiert bei der Akquise von Unternehmen auch vom positiven Image der Stadt, vom hohen Wohnwert, von den Schulen, von den Freizeiteinrichtungen."

Und der am Montag eröffnete Bahnhaltepunkt "Römerkanal" sei natürlich "ein Glücksfall für den Gewerbestandort Rheinbach", sagt Raetz. Denn nun könnten die Beschäftigten quasi aus dem Zug steigen und direkt in den Betrieb gehen. So nutzten bereits viele der 250 Mitarbeiter von DSG Canusa die Bahn. Der weltweit agierende Technologiekonzern stellt Abdichtungen für die Automobilindustrie, die Energiewirtschaft und die Elektronikindustrie her.

Im Frühjahr 2013 war das Unternehmen von Meckenheim, wo es keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr sah, auf das 4,4 Hektar große Gelände in Rheinbach gezogen. Die 400 Mitarbeiter der Sarstedt AG produzieren in direkter Nachbarschaft Geräte für Medizin und Wissenschaft.

Im neuen Regionalmarkt der Firma Profi-Parts Fahrzeugteile, der im Mai 2014 eröffnet werden soll, entstehen rund 50 Arbeitsplätze. Das Gelände an der Boschstraße umfasst 8500 Quadratmeter. Darauf baut das Unternehmen ein Logistikgebäude sowie ein zweistöckiges Verkaufs- und Bürogebäude.

Stefan Raetz und Robin Denstorff gehen davon aus, dass die zur Verfügung stehenden 70 Hektar Gewerbefläche in zehn bis 15 Jahren vermarktet sind. "Für die wirtschaftliche Entwicklung einer Stadt braucht man einen langen Atem", sagt Raetz, "und den haben wir."

Die WFEG

Die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Rheinbach vermarktet und betreut insgesamt 300 Firmen auf 150 Hektar Gewerbefläche am nordöstlichen Stadtrand zwischen Umgehungsstraße und Autobahn. Geschäftsführer Robin Denstorff und seine vier Mitarbeiter akquirieren neue Unternehmen, entwickeln Gewerbeflächen, betreuen Existenzgründer, helfen ansässigen Unternehmen bei der Verlagerung und werben für den Standort.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Der Party-Professor
Wissenschaftler in Bonn Der Party-Professor
Zum Thema
Aus dem Ressort