Studie zu Carsharing Geteilte Autos bleiben ein Nischenprodukt

KÖLN · Teilen liegt zwar im Trend, trotzdem ist Carsharing für die Deutschen keine Alternative zum eigenen Auto. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie "Modeerscheinung oder Herausforderung für die Branche" von Tüv Rheinland, der Fahrzeugsicherheitsprüfung und der Kölner Beratungsgesellschaft BBE Automotive.

 Der typische Carsharing-Nutzer ist zwischen 35 und 59 Jahren, hat Abitur und meistens auch ein eigenes Auto.

Der typische Carsharing-Nutzer ist zwischen 35 und 59 Jahren, hat Abitur und meistens auch ein eigenes Auto.

Foto: dpa

Sie trifft eine zurückhaltende Prognose für das Modell des Carsharings in Deutschland.

Demnach nutzen derzeit knapp über eine Million Menschen die vorhandenen Angebote. Bis 2020 werde die Zahl maximal auf drei Millionen deutschlandweit ansteigen, erklärte der Autor der Studie Gerd Heinemann gestern bei der Vorstellung in Köln. Das Potenzial sei allerdings wesentlich größer. Theoretisch könnte Carsharing für 60 Millionen Deutsche interessant sein - so viele sind im Besitz eines Führerscheins. Immerhin wären laut Studie 16 Prozent der Autofahrer dazu bereit, das eigene Auto dauerhaft abzuschaffen und nur noch Carsharing zu nutzen. Das sind rund sieben Millionen. Dass dieses Potenzial in den nächsten fünf Jahren ausgeschöpft werde, sei eher unwahrscheinlich, so Heinemann.

"Fünf Prozent springen regelmäßig wieder ab." Dazu könne Carsharing nur in dicht besiedelten Gebieten wachsen und sei nicht in allen Situationen die günstigste Variante: "Manche Anbieter rechnen pro Kilometer ab, andere pro Fahrzeit. Wenn ich dann zwei Stunden im Stadtverkehr im Stau stehe, ist der Bus günstiger und schneller." Dass die Deutschen weiterhin Wert auf ein eigenes Auto legen, zeigt auch die Tatsache, dass die Zahl der eigenen Pkw in Deutschland konstant steigt. Zur Zeit sind es fast 44 Millionen. Auch die aktuellen Nutzerzahlen sind mit Vorsicht zu genießen: "Nutzer darf man nicht mit Personen gleichsetzen", erklärt Heinemann. Denn es gebe viele - fast ein Drittel - die bei mehreren Carsharing-Anbietern angemeldet seien.

Aber die Studie sagt noch mehr über die Nutzer aus. Auf den ersten Blick erscheint es vielleicht als Widerspruch, aber die Hälfte der Carsharer verfügt auch über ein eigenes Auto im Haushalt. "Für die meisten Nutzer ist Carsharing nur eine Ergänzung", sagt Heinemann. Dazu ist die Mehrheit zwischen 35 und 59 Jahre alt und verfügt über ein monatliches Nettoeinkommen von mehr als 3000 Euro. 80 Prozent haben Abitur.

Diese Zielgruppe der Gebildeten und Besserverdienenden, erklärt Heinemann, berge vor allem in Bonn ein großes Potenzial für Carsharing: "Die Stadt ist dicht besiedelt, die richtigen Menschen wohnen dort: Studenten und technikaffine mit höherem Einkommen." Die Realität sieht allerdings anders aus. Während in der Carsharing-Vorzeigstadt Karlsruhe fast zwei Fahrzeuge auf 1000 Einwohner kommen, ist es in Bonn rechnerisch weniger als ein halbes Auto. Besser schneiden auch Köln und Düsseldorf ab.

Das Vorhaben des Bundesverkehrsministers Alexander Dobrindt (CSU), Carsharing-Autos ähnlich wie Elektroautos besserzustellen, könnte der Branche einen kleinen Aufwind bescheren, so Heinemann; an der grundsätzlichen Situation ändere sich jedoch nichts.

Modelle des Carsharings

Am stärksten wächst deutschlandweit derzeit das Modell des Free Floating. Das heißt, es gibt keine festen Mietstationen. Die Fahrzeuge werden auf öffentlichen Parkplätzen in einer bestimmten Region abgeholt und wieder abgestellt. Die meisten Fahrzeuge dagegen stellen allerdings immer noch Anbieter des klassischen Carsharings. Die Fahrzeuge müssen an festen Stationen abgeholt und auch wieder dort abgegeben werden. Privates Carsharing bedeutet im Gegensatz zu kommerziellen Anbietern, dass Autobesitzer über verschiedene Plattformen im Internet ihr eigenes Auto anderen zur Verfügung stellen. Ein noch relativ junges Modell ist das des Corporate Carsharing, bei dem Mitarbeiter zu bestimmten Zeiten den Fuhrpark der Firma auch privat nutzen können.

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