Neue Internetplattformen Geldanlage per Smartphone-App

KÖLN · Zwischen Filialbank und Direktbank sieht Dieter Fromm die von ihm mitgegründete Internetplattform Moneymeets positioniert. Er muss es wissen. Hat er doch lange für die Kreissparkasse Köln gearbeitet und zuletzt die Privatkundenabteilung des Instituts geleitet.

 Geld anlegen oder Kredit aufnehmen: Internetplattformen bieten das per Smartphone-App an.

Geld anlegen oder Kredit aufnehmen: Internetplattformen bieten das per Smartphone-App an.

Foto: dpa

Auch Mitgründer Johannes Cremer kommt wie viele andere Manager von sogenannten Fintechs, die derzeit die Bankenbranche aufmischen, aus dem klassischen Bankgeschäft. Dabei steht Fintech für Finanzdienstleistungen und Technologie.

Moneymeets wurde 2012 in Köln gegründet. Den Mitgliedern verspricht das Start-up günstige Kosten und gleichzeitig Orientierung bei der Geldanlage. "Einige Kunden brauchen heute keine Beratung bei der Anlage mehr", sagte Fromm. Dann wollten sie dafür aber auch nicht zahlen.

Wer Investmentfonds kauft, zahlt dafür in der Regel einen Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent. Außerdem werden noch Bestandsprovisionen von etwa einem Prozent pro Jahr fällig. Mitglieder von Moneymeets bekommen 20 000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag.

Zusätzlich erhalten sie mindestens 25 Prozent der Bestandspositionen zurück. Wenn sie ihre Depots veröffentlichen, die dann anderen Anlegern als Muster dienen können, erhalten sie zwei Drittel der Bestandsprovisionen zurück. Derzeit veröffentlicht sind 75 Strategien von Mitgliedern.

Die Mitglieder können ihre bestehenden Wertpapierdepots, Konten und Versicherungen in Moneymeets einbinden. Das geht einfach, verspricht Moneymeets, wenn das Unternehmen mit der Versicherung oder der Bank, bei der die Produkte geführt werden und bei der sie auch verbleiben, zusammenarbeitet. Moneymeets betreut die Depots und erwirbt damit rechtlich eine Stellung vergleichbar der eines Maklers.

Auch bei Versicherungen erstattet Moneymeets die Hälfte der jährlichen Bestandsprovision. Bei Sachversicherungen sparen die Kunden im Durchschnitt somit 10 Prozent der jährlichen Versicherungsprämie. Versicherungen selbst vermittelt das Unternehmen derzeit nicht.

Fintechs entstanden zuerst in den USA

Rückvergütungen bieten auch weitere Anbieter. Punkten will Moneymeets im Wettbewerb mit den Musterdepots und einem breiten Überblick über Vermögen und Versicherungen, der entsteht, wenn die Produkte eingebunden werden. Derzeit kooperiert das Unternehmen mit acht Banken und 150 Versicherungen.

Demnächst sollen sich die Depots von 98 Banken und aller Versicherungen einbinden lassen. Dazu hat das Unternehmen die Kapitalbasis zuletzt um 3,5 Millionen Euro erhöht. Auch eine Zusammenarbeit mit professionellen Vermögensverwaltern und internationalen Tagesgeldanbietern soll auf- oder ausgebaut werden.

Und die Zahl der Mitglieder soll weiter schnell steigen auf derzeit gut 5000. Wenn Moneymeets etwa doppelt so viele Mitglieder hätte, sei das noch junge Unternehmen profitabel, so Fromm. Verdoppeln soll sich auch die Zahl der derzeit acht Mitarbeiter.

Fintechs entstanden zuerst in den USA. Hier sind sie auch besonders erfolgreich. In Windeseile ist etwa Paypal zum Marktführer beim Bezahlen im Internet geworden. Weitere Internetriesen wie Apple und Google stehen bereit, um das Bezahlen per Smartphone zu ermöglichen.

Auch Kredite gibt es von neuen Anbietern im Netz, zum Teil kurzfristig und zu happigen Zinsen. Einige Unternehmen wie Auxmoney oder Lendico vermitteln Kredite zwischen Privatpersonen. Dabei wird einerseits in der Regel Geld von Anlegern eingesammelt, während eine Bank mit den nötigen Lizenzen Geld verleiht.

Fintechs sind für Internet- und EDV-affine Kunden interessant, meint Markus Feck von der Verbraucherzentrale NRW. Anleger sollten aber erfahren sein. Sie müssten die Fonds kennen, die sie kaufen.

Und sie müssen abschätzen können, welche Risiken der Anleger eingeht, dessen Strategie sie möglicherweise folgen. "Blind folgen sollten man einem Anleger nicht", meint Feck. Vielleicht habe der einfach Glück gehabt oder die richtige Strategie für eine bestimmte Börsenphase. Was aber im Aufschwung funktioniert, bewährt sich nicht unbedingt im Abschwung.

Und auch bei Krediten steht der Test möglicherweise noch bevor. Lahmt die Wirtschaft, häufen sich bekanntermaßen auch die Kreditausfälle, und dann verlieren auch Anleger Geld, die auf die Kredite gesetzt haben.

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