Mindestens bis Ende 2012 Ford fährt in Köln fort

KÖLN · Der Fiesta, seit 1979 in Köln gebaut, bleibt ein Kölner. Unter diesem Motto haben Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat der Ford-Werke GmbH eine Vereinbarung vorgestellt, nach der auch die nächste Generation des Kleinwagens ab 2017 in Köln vom Band läuft.

 Ford-Chef Bernhard Mattes spricht in Köln zu den Mitarbeitern.

Ford-Chef Bernhard Mattes spricht in Köln zu den Mitarbeitern.

Foto: Günther Meisenberg

Köln bleibt die einzige europäische Produktionsstätte des Fiesta. Betriebsbedingte Kündigungen sind sowohl in Köln wie in Saarlouis, wo der Ford Focus gebaut wird, bis Ende 2021 ausgeschlossen. Die Standortsicherungsvereinbarung mit Kündigungsverzicht schließt sich an die Regelung an, die noch bis Ende 2016 gilt.

Ob man den Fiesta in Zukunft in Köln profitabel produzieren könne, das war lange umstritten. Das positive Votum wird nun begleitet von der Umstellung auf einen Zwei-Schicht-Betrieb. Die Nachtschicht entfällt ab 2017.

Dadurch entsteht, wie Ford-Chef Bernhard Mattes und Arbeitsdirektor Rainer Ludwig erläuterten, ein Personalüberhang. Dessen Größe wurde nicht beziffert. Es hieß lediglich, man werde im Motorenwerk eine dritte Schicht aufbauen und dadurch einen Teil der für den Fiesta nicht mehr benötigten Beschäftigten auffangen. Für den Rest sollen sozialverträgliche Regelungen gefunden werden. Speziell wird auf Altersteilzeit verwiesen. Die zusätzliche Schicht im Motorenwerk ab 2017 wird damit begründet, dass der Ein-Liter-EcoBoost-Motor in weiteren Ford-Fahrzeugen eingesetzt werden soll.

In dem auf zwei Schichten reduzierten Betrieb der Fiesta-Montage sollen flexible Arbeitszeiten (Mehr- und Minderstunden, die über Zeitkonten abgerechnet werden, zusätzliche oder reduzierte Schichten) dafür sorgen, dass man die Produktion rascher und billiger an Schwankungen der Nachfrage anpassen kann. Im Drei-Schicht-Betrieb musste man mit hohem Aufwand Bandgeschwindigkeiten und Taktzeiten verändern, wenn die Nachfrage zurückging oder zunahm.

Martin Hennig, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, hob hervor, es gebe keinen Eingriff in die monatlichen Zahlungen an die Mitarbeiter. Insofern würden die Tarifverträge nicht angetastet. Die Belegschaft werde ab 2017 jedoch auf Sonderzahlungen und Sonderurlaub zu Firmenjubiläen vollständig verzichten. Das scheint keine geringe Kostenersparnis zu sein.

Man habe, so Hennig, alle Kosten einschließlich Material auf den Prüfstand gestellt, nicht nur die Personalkosten. So sollen einige an Zulieferer ausgelagerte Tätigkeiten ins Werk zurückgeholt und Transportkosten abgebaut werden. Mattes sagte, man erwarte für den Zeitraum 2017 bis 2021 Einsparungen von 400 Millionen US-Dollar. Schon bis Ende 2014 habe Ford 450 bis 500 Millionen Dollar in Europa eingespart und seine Kapazitäten durch Werksschließungen in England und Belgien um ein Fünftel reduziert. Der Verlust sei im ersten Quartal 2014 um 50 Prozent geringer gewesen als in der gleichen Vorjahreszeit. 2007 seien in Europa noch 18 Millionen Autos verkauft worden, 2013 nur noch 13,8 Millionen.

Die IG Metall spricht von guten Nachrichten für den Industriestandort Köln. Die Ford-Vereinbarung sei eine der zeitlich am weitesten reichenden in der deutschen Autoindustrie. Das Engagement der Belegschaft sei belohnt worden. Auch das deutsche und europäische Management habe sich für diese Lösung in der amerikanischen Ford-Zentrale eingesetzt, erklärt Witich Roßmann, erster Bevollmächtigter der IG Metall Köln-Leverkusen.

Ford bestätigt, dass das Entwicklungszentrum in Köln weiterhin eine Schlüsselrolle für die Entwicklung aller Ford-Fahrzeuge im Bereich der Kleinwagen spielen wird. Man werde 2014 rund 500 feste Arbeitsstellen für Ingenieure neu einrichten. Ein großer Teil dieser Positionen ist nach den Angaben derzeit mit Agenturkräften besetzt. Die IG Metall verweist auch auf eine Vereinbarung zwischen Vorstand und Betriebsrat des Motorenherstellers Deutz AG in Köln. Danach seien betriebsbedingte Kündigungen bis Juni 2018 ausgeschlossen. Die Schließung des Standorts Köln-Deutz und der Aufbau einer Fertigung von Nocken- und Kurbelwellen in Köln-Porz werde damit flankiert. Von den Ford-Motor-Plänen profitiere schließlich auch das Eisenwerk Brühl, das die Motorenblöcke herstelle.

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