Postchef Frank Appel zu Trends in der Logistikbranche Erst geliefert, dann bestellt

BONN · Morgens liegen die neuen Schuhe schon in der Paketbox vor der Haustür, bevor man sie überhaupt erst bestellt hat. Wie das geht? Online-Anbieter wie Amazon erstellen von ihren Kunden Profile und Einkaufsmuster.

 Setzt auf neue Entwicklungen: Frank Appel.

Setzt auf neue Entwicklungen: Frank Appel.

Foto: Barbara Frommann

"Künftig wird den Menschen etwas verkauft, bevor sie selbst wissen, dass sie es haben wollen", gewährte gestern Abend Postchef Frank Appel auf Einladung des Internationalen Clubs La Redoute in Bad Godesberg Einblicke in die schöne neue Logistikwelt. "Und wenn der Artikel nicht gefällt, holen wir ihn am nächsten Tag wieder ab."

Selbstfahrende Lieferwagen, Paketdrohnen, Datenbrillen in der Lagerlogistik, über das Internet miteinander kommunizierende Geräte - "wir erwarten aus diesen Entwicklungen für unsere Dienstleistungsbranche erhebliche Produktivitätsfortschritte", prognostizierte Appel den Zuhörern in der bis auf den letzten Platz besetzten Redoute. Mit der Datenbrille etwa könne ein Lagerarbeiter um ein Viertel effizienter arbeiten. "Wir werden das in größerem Stil nutzen."

Plädoyer für Freihandel

Vehement sprach sich Appel für Freihandel aus: "Die Länder, die weltweit am besten vernetzt sind, haben den höchsten Entwicklungsstand, etwa die Niederlande." Freihandel bringe Frieden und Wohlstand: "TTIP ist etwas sehr Positives", sagte Appel zu dem geplanten Freihandelsabkommen mit den USA.

Seit 1990 sei das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im weltweiten Durchschnitt von 5857 Dollar um 35 Prozent auf 7928 Dollar gestiegen. Die Lebenserwartung sei seit 1960 global um 19 Jahre gestiegen, die Kindersterblichkeit weltweit seit 1990 um die Hälfte gesunken. "Logistik und wir als Deutsche Post DHL tragen zu dieser Entwicklung bei, etwa mit Kühltransporten für Medikamente", sagte Appel. Der globale Distanzhandel, rund 600 Milliarden Euro im Jahr, wachse stark: Prognosen zufolge weltweit um knapp elf Prozent jährlich, in China sogar um knapp 25 Prozent.

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