Werbeunternehmen aus Köln Ein großer Schritt für Ströer

BONN · Ein kleiner Schritt für die Telekom, aber ein großer Schritt für den Werbevermarkter Ströer. Mit dem Kauf der beiden Telekom-Töchter T-Online und Interactive Media will das Kölner Unternehmen weiter wachsen.

 Vor einer Ströer-Werbefläche an einer Haltestelle: Firmenchef Udo Müller.

Vor einer Ströer-Werbefläche an einer Haltestelle: Firmenchef Udo Müller.

Foto: dpa

Bei der Verkündung der Halbjahreszahlen teilte Ströer gestern mit, dass es sich um "den entscheidenden Schritt zum digitalen Multi-Channel-Medienhaus" handele. Die Telekom und Ströer unterzeichneten den Kaufvertrag in der Nacht zum Donnerstag, wie der Vorstandsvorsitzende des Kölner SDax-Unternehmens, Udo Müller, gestern erklärte. Die Telekom erhält im Wert von 300 Millionen Euro Ströer-Aktien und hält damit künftig einen Anteil von elf bis 13 Prozent an dem Unternehmen.

Der Verkauf der beiden Telekom-Töchter kommt nicht überraschend. Bereits bei der Hauptversammlung im Mai sprach Telekom-Chef Timotheus Höttges das weitere Vorgehen an. Auch der Axel Springer Verlag galt als Kaufinteressent.

Ströer ist einer der großen Anbieter für Außen- und Online-Werbung. Die Ströer-Gruppe vermarktet rund 290.000 Außenwerbeflächen - zum Beispiel auf digitalen Plakatwänden oder auf öffentlichen Verkehrsmitteln - und mehrere tausend Webseiten. Dazu gehören spezialisierte Portale wie Kino.de und Giga. Mit einem Konzernumsatz von 721 Millionen Euro für das Gesamtjahr 2014 zählt das Unternehmen gemessen an den Umsätzen zu den größten Anbietern von Außenwerbung in Europa.

Zur Übernahme von T-Online sagte Müller in einem Interview mit der Deutschen Presseagentur: "Wir suchen als Familienunternehmen Geschäftsfelder, von denen wir glauben, dass sie nachhaltig und langfristig gute Ergebnisse produzieren können. Und da ist nationaler Content für uns ein zentrales Thema." Der Deal ermögliche es, verschiedene Kanäle miteinander zu vernetzen - beispielsweise Inhalte von T-Online auf öffentlichen Screens zu zeigen. Damit sind zum Beispiel Bildschirme in Shopping-Centern gemeint, über die Nachrichten und Werbung laufen.

Für das erste Halbjahr meldet Ströer-Chef Udo Müller nach einem Rekordergebnis für 2014 erneut eine positive Entwicklung. Der Umsatz stieg demnach in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres um neun Prozent auf 363,4 Millionen Euro an. Der operative Gewinn stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 36 Prozent auf 78,4 Millionen Euro. Wesentlicher Wachstumstreiber sei vor allem das Digitalgeschäft.

Im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres stiegen die Umsätze im Digitalsegment um mehr als 23 Prozent auf 88,2 Millionen Euro an. Angesichts dieser Entwicklung "sei der Kauf von T-Online der nächste logische Schritt". Wenn das Bundeskartellamt zustimme, könne die Transaktion im vierten Quartal abgeschlossen werden. Das Portal T-Online ist mit einer Reichweite von über 25 Millionen Nutzern pro Monat Deutschlands führendes werbefinanziertes Digitalangebot rund um Nachrichten. 255 Mitarbeiter veröffentlichen täglich rund 500 Artikel und Videos.

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