Kommentar Ein Gewinn für alle

Wer kleine Kinder hat und noch dazu alleinerziehend ist, kann nicht um sechs Uhr die Morgenschicht im Krankenhaus übernehmen oder um sieben Uhr die Kita aufschließen.

Aber deshalb ein Leben lang ohne Berufsausbildung bleiben? Die Frage ist aus vielerlei Gründen rhetorisch, zumal die Erfolge des Modellprojekts Modus für sich sprechen: Die jungen Frauen strahlen vor Glück über ein Vorstellungsgespräch und sind hochmotiviert, ihr Können und ihre Talente in den Arbeitsmarkt einzubringen. Angesichts des stets heraufbeschworenen Fachkräftemangels ein Glücksfall für alle Beteiligten.

Natürlich werden Kinder von Alleinerziehenden krank, aber nicht öfter als die anderer Eltern. Und natürlich brauchen Alleinerziehende verlässliche Ausbildungs- und Arbeitszeiten und nicht wechselnde Schichtdienste. Nicht zuletzt gilt dies auch für die rasant wachsende Zahl von pflegenden Angehörigen.

Betriebe, die Personal langfristig an sich binden wollen, müssen sich lediglich informieren: Die Arbeitsagentur und die Kammern helfen engagiert. Und Frauen und Männern (auch mittleren Alters), die über eine Teilzeitausbildung in das Berufsleben eintreten oder zurückkehren möchten, stehen die Agentur für Arbeit und die Jobcenter mit Rat und Tat zur Seite. Von der Lehre in Teilzeit profitieren alle: die Auszubildenden, die Betriebe und nicht zuletzt Gesellschaft und Volkswirtschaft.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Stadt Bonn die Zeichen der Zeit erkennt und Modus fortsetzt. Eine Gesellschaft, die ständig den Mangel an Kindern und Fachkräften beklagt, muss auch die Vereinbarung von Familie und Beruf unterstützen.

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