Älteste Ethik-Bank Deutschlands Die Steyler Bank feiert ihr 50-jähriges Bestehen
SANKT AUGUSTIN · 1964: Ludwig Erhard ist Bundeskanzler, das Wirtschaftswunder verzeichnet Wachstumsraten von 7,3 Prozent, und die deutsche Mark steht für Stabilität. Hätte damals jemand von Nachhaltigkeit und ethischen Prinzipien bei der Geldanlage gesprochen - er hätte wohl in ziemlich erstaunte Gesichter geblickt.
50 Jahre später sieht das schon anders aus. Was nicht allein der Bankenkrise von 2008 geschuldet ist.
Als Pater Adam Nottebaum - Missionsprokurator der Steyler Missionare - vor 50 Jahren das "Steyler Missionssparinstitut St. Augustin GmbH" gründete, das sein Handeln an drei christlichen Grundsätzen ausrichtete: "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung", galt dieser Schritt noch als gewagt bis exotisch.
So bestand und besteht eine Aufgabe der ältesten Ethik-Bank Deutschlands darin, die Hilfsprojekte der Missionare finanziell zu unterstützen. So zum Beispiel in Indien, Afrika, Lateinamerika oder auf den Philippinen nach dem verheerenden Taifun "Haiyan" im November 2013 .
Im Februar 1964 erhielten die Steyler Missionare von der 1962 frisch gegründeten Bankenaufsicht die Erlaubnis, Bankgeschäfte aller Art zu betreiben. Im ersten Jahr eröffneten die Kunden 1491 Sparkonten mit einer Bilanzsumme von heute umgerechnet 1,2 Millionen Euro.
Geschäftsführer Norbert Wolf - nach eigenen Angaben nur sieben Tage jünger als die Bank, für die er seit 20 Jahren arbeitet - erinnert sich: "Als ich am 1. April 1994 dort anfing, gab es vier Sparmodelle; mit Kündigungsfristen von drei, zwölf, 24 und 48 Monaten." Lag der Schwerpunkt bis gegen Ende der 1990er Jahre noch in der klassischen Geldanlage, so ist seit 2000 der Wertpapierbereich hinzugekommen. Der Name wurde vom Missionssparinstitut in Steyler Bank GmbH geändert. Ende 2012 wurden ein Aktien- und ein Rentenfonds aufgelegt. Das verwaltete Kundenvermögen überstieg 2013 erstmals die 400-Millionen-Euro-Grenze.
Die Bankenlandschaft hat sich innerhalb der vergangenen 50 Jahre grundlegend geändert. Die Steyler Bank will dem Rechnung tragen, ohne dabei ihr Grundprinzip aus den Augen zu verlieren: Keine Spekulationsgeschäfte, keine kurzfristige Gewinnmaximierung auf Kosten anderer. Außerdem kann der Kunde entscheiden, welche Ausschlusskriterien er bei seinen Bankgeschäften angewendet sehen möchte: Kinderarbeit, Atomindustrie und Rüstungsunternehmen sind keine Option. Zwar sind 90 Prozent der Kunden religiös und karitativ orientiert. Voraussetzung ist dies aber nicht, wie Jürgen Knieps, ebenfalls Geschäftsführer der Steyler Bank, betont.
Auch wenn sie, so wie die gesamte Branche, die Konsequenzen der von der EZB festgelegten niedrigen Leitzinsen zu spüren bekommt, gilt das Jubiläumsjahr neben 1992 mit Blick auf das karitative Ergebnis als eins der erfolgreichsten in der bisherigen Geschichte. Rund 3,4 Millionen Euro flossen in mehr als 200 Hilfsprojekte der Missionare.
Mit insgesamt 91,3 Millionen Euro unterstützte die Bank seit 1964 mehr als 1000 Projekte. Gefeiert werden soll das im September im Bankhaus der Steyler Missionare in Sankt Augustin.
