Banken in der Region Der Weg zum Schalter wird länger

BONN · Die Kreissparkasse Köln hat schon 2013 die Weichen für die Zukunft des Filialnetzes gestellt. 43 kleine Filialen wurden geschlossen. Heute gibt es in den betroffenen Orten Selbstbedienungscenter, also einen Raum mit Automaten für Geldgeschäfte, oder zweimal in der Woche kommt für eine Stunde die mobile Filiale vorbei.

Die Volksbank Bonn Rhein-Sieg - hier die Niederlassung in Königswinter - gehört zu den Instituten, die ihr Filialnetz auf den Prüfstand stellen.

Die Volksbank Bonn Rhein-Sieg - hier die Niederlassung in Königswinter - gehört zu den Instituten, die ihr Filialnetz auf den Prüfstand stellen.

Foto: Roland Kohls

Heute hat die Kreissparkasse, die auch stark im Rhein-Sieg-Kreis vertreten ist, noch 196 Filialen plus die vier mobilen Filialen, die im Verkauf der Woche insgesamt 44 Haltestellen anfahren. Die, auf die es ankommt, haben die Neuerungen akzeptiert: "Wir haben keine Veränderungen in der Kundschaft feststellen können", sagt der Sprecher der Kreissparkasse Christoph Hellmann.

Es gibt auch Orte, wie Königswinter-Heisterbacherrott, die lange von einer mobilen Filiale angefahren wurden. "Doch häufig kam niemand", berichtet Hellmann. Der Haltepunkt wurde aufgegeben. Sonst würden im Schnitt 15 Kunden eine mobile Filiale pro Stunde aufsuchen.

Immer mehr Bankgeschäfte werden über das Internet abgewickelt. Die Zahl der Bankbesuche sinkt. Das hat Folgen: Ende 2013 gab es nach Daten der Bundesbank inklusive Bausparkassen etwa 36.000 Bankfilialen in Deutschland. Gegenüber 2010 entsprach das einem Rückgang von etwas mehr als fünf Prozent. Gegenüber den neunziger Jahren haben gut 40 Prozent der Bankfilialen geschlossen.

1997 gab es noch 63.000 Zweigstellen bundesweit.Es gibt wohl kaum eine Bank, die ihr Filialnetz nicht regelmäßig auf den Prüfstand stellt. Bei der Volksbank Bonn/Rhein-Sieg heißt das Projekt Agenda 2020. Ergebnisse sollen im Sommer bekannt gegeben werden.

Die Bank hat festgestellt, dass von 2011 bis 2014 das Online-Banking um 50 Prozent zugenommen hat, während die Zahl der Buchungen mit Beleg um 40 Prozent zurückgegangen ist. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der 42 Standorte stabil geblieben, sagt Sprecher Wilhelm Wester.

Bei der Deutschen Bank gibt es den Beschluss, bis 2017 bundesweit 200 Filialen zu schließen. Welche Filialen in der Region Köln/Bonn davon betroffen sind, sagt das Unternehmen noch nicht.

Die Sparkasse Köln-Bonn hat keine Beschlüsse zur Verkleinerung des Filialnetzes geplant. "Vielmehr investieren wir aktuell in unser Filialnetz", sagt Sprecher Christian Schilling. 15 Filialen werden zu Filialdirektionen veredelt, die längere Öffnungszeiten und zusätzliche Berater haben. In Bonn sind die Filialdirektionen in Beuel, Hardtberg, am Friedensplatz sowie in Bad Godesberg.

Auch die Sparkasse Köln-Bonn hat bereits vor fünf Jahren auf sinkende Besucherzahlen reagiert und das Filialnetz neu strukturiert. "2010 haben wir in Bonn zwölf Filialen zusammengelegt", berichtet Schilling. Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker blieben vor Ort.

Auch heute biete die Sparkasse Köln-Bonn mit über 50 Geschäftsstellen und Beratungscentern allein in Bonn das dichteste Standortnetz aller Finanzdienstleister in der Stadt an, so Schilling: "Um es anschaulich zu machen: Im Durchschnitt steht unseren Kunden alle 2,3 Kilometer ein Sparkassen-Standort zur Verfügung."

Bei der Postbank bleibt die Zahl der Filialen mit bundesweit 11.000 seit Jahren stabil. Das hängt natürlich auch mit der Deutschen Post zusammen, die ihre Geschäfte über die Filialen abwickelt. 18 Standorte verzeichnet die Postbank in Bonn und Umgebung, berichtet Sprecher Ralf Palm.

Doch der Wandel wird die Branche noch nachhaltig verändern: Nach einer Schätzung der DZ Bank, dem Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken, steht ein Kahlschlag bei Filialen bevor. Bis 2030 werde die Zahl der Filialen auf unter 20.000 zurückgehen. Das entspräche einem Rückgang von über 40 Prozent.

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