Kölner Messe Kind+Jugend Der Kinderwagen als Statussymbol

KÖLN · Im Vorfeld der Kölner Fachmesse Kind+Jugend zeigten sich die Hersteller von Produkten für Kinder und Jugendliche zufrieden. Dennoch kündigten sie auch an: Spielzeug wird künftig teurer.

 Für sportliche Eltern: Der Griff des Kinderwagens misst den Puls und zeigt verbrauchte Kalorien an. FOTO: DPA

Für sportliche Eltern: Der Griff des Kinderwagens misst den Puls und zeigt verbrauchte Kalorien an. FOTO: DPA

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Für die Branche sind es gleich zwei gute Nachrichten: Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland mit 4,8 Prozent mehr Neugeborenen zumindest einen kleinen Babyboom gegeben. Und bei der Geburt des ersten Kindes sind die Deutschen mittlerweile im Schnitt älter als 30 Jahre und verfügen damit in der Regel über mehr Geld als früher, um ihren Nachwuchs aufwendig auszustatten.

Im Vorfeld der Kölner Fachmesse Kind+Jugend zeigten sich die Hersteller von Produkten für Kinder und Jugendliche zufrieden. 2014 hätten Eltern im Schnitt 1058 Euro für Baby- und Kinderausstattung ausgegeben und damit drei Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt habe die Branche 2,2 Milliarden Euro umgesetzt, teilte Steffen Kahnt vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) mit: "Bei der Erstausstattung wird nicht geknausert."

Vor allem für Kinderwagen und Autositze sind Eltern und Großeltern offenbar bereit, tief in die Tasche zu greifen. Neben Sicherheit spiele dabei das Design eine wachsende Rolle. "Der Kinderwagen ist das neue Statussymbol junger Eltern", so Kahnt und das zu Preisen ab etwa 500 Euro. "Ledergriffe sind inzwischen ein Muss", so der Verbandsvertreter. Neu auf der Kölner Messe: Der weltweit erste Jogging-Buggy, der Distanz, Geschwindigkeit, Herzfrequenz und verbrannte Kalorien der Eltern misst. Preisangaben: keine.

Günstiger kommen die Eltern beim Kauf von Baby- und Kleinkindspielzeug weg. Für Rasseln, Bauklötze, Sandeimer und Co. gaben die Deutschen 2014 nach Verbandsschätzungen insgesamt 483 Millionen Euro aus. Und im kommenden Jahr dürften laut Kahnt fünf bis acht Prozent mehr werden. Ursachen seien nicht nur die gestiegene Zahl der Geburten und der Trend zu hochwertigeren Spielzeugen: "Die Preise werden wegen des starken Dollars in diesem Jahr steigen", so der Verbandsvertreter.

Auch für die Möbelindustrie sind Kinder eine lukrative Zielgruppe. "Im Schnitt kaufen Eltern bis zum Auszug des Kindes vier mal eine neue Einrichtung", sagte Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie mit Sitz in Bad Honnef. Die Branche habe im vergangenen Jahr mit Kindermöbeln einen Umsatz von 2,4 Milliarden Euro erwirtschaftet bei einem Gesamtumsatz von 18,2 Milliarden Euro.

Dazu kamen Kindermöbel-Importe im Wert von 1,5 Milliarden Euro. Die Möbelhersteller haben außerdem einen Funktionswandel im Kinderzimmer beobachtet: Gespielt werde mittlerweile überall in Haus oder Wohnung, so Geismann.

Die Räume der Kleinsten dienten heute als "konzentrationsfördernde Lernzone mit integriertem Ruhebereich zum Entspannen". Als "Nische im Neubau" bezeichnete sie spezielle Kinderbadezimmer mit rutschfestem Fußboden, automatischem Nachtlicht und Spiegel und Waschbecken für 1,40 Meter Körpergröße.

Ernüchtert über die Marktchancen zeigten sich im Vorfeld der Messe allein die Textilhändler. Sie setzten 2014 mit Kinderkleidung rund 2,7 Milliarden Euro und damit fast zwei Prozent weniger als im Vorjahr um. Zum einen würde mehr Kindermode bei Billigketten gekauft, andererseits meldeten teure Markenanbieter steigende Umsätze. Angebote im mittleren Preissegment hätten Schwierigkeiten. "Der Einzelhandel mit Kinder- und Babytextilien hofft auf bessere Zeiten", so der Branchenverband.

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