Kommentar Chronische Systemfehler

Falsche ärztliche Abrechnungen sind ein Ärgernis: für die Versicherten, die im Zweifelsfall durch höhere Beiträge für Schäden zur Kasse gebeten werden. Aber auch für die Mediziner, die weniger erhalten, weil von einem festen Budget tricksende Kollegen mehr für sich selbst abzweigen. Allen Beteiligten sollte daher an mehr Transparenz gelegen sein.

Doch genau daran mangelt es dem deutschen Gesundheitssystem erheblich. Wer als Kassenpatient die Abrechnung einsehen möchte, hat darauf zwar ein Recht. Doch kaum jemand wagt es, seinem Arzt mit vermeintlichem Misstrauen offen zu begegnen. Dazu kommen zum Teil veraltete Honorarordnungen, die auch unter den Ärzten immer wieder zu Unsicherheiten bei der Abrechnung führen. Nicht jeder Fehler beruht auf bösem Willen.

Für die Patienten endgültig nicht mehr nachzuvollziehen sind jedoch juristische Entscheidungen wie die, dass Zahlungen von Pharmafirmen an Kassenärzte für die Verschreibung ihrer Medikamente nicht als Bestechung gewertet werden.

Für das Gesundheitswesen lautet die Diagnose: chronische Effizienzverschlingung mit hochresistenten Interessengruppen, die Therapie: eine Reform, die ihren Namen auch verdient.

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